
Chamanna Cluozza und Lischana
4-tägige Familien-Wanderung im Unterengadin (T3)
Vom 29.September bis 2. Oktober 2025 verbringen wir 4 Wandertage im Unterengadin. Das erste Ziel ist die einzige bewirtete Hütte im Schweizer Nationalpark, die Chamanna Cluozza auf 1882 m.ü.M. Bei sonnigem Wetter knapp über dem Gefrierpunkt starten wir gegen 10.00 Uhr in Zernez bei der Holzbrücke (Prà da Punt 1485 m.ü.M.) und nehmen vom dortigen Kühlschrank noch ein paar frische Salate und Gemüse mit hoch zur Hütte. Die Route über ca. 8 km führt im Wald stetig und relativ direkt bergaufwärts, spannend ist dabei vor allem das regelmässige und gut hörbare "Röhren" der Hirsche. Beim Aussichtspunkt Fops (ca. 2120 m.ü.M.) gönnen wir uns bei schönem Wetter eine kleine Mittagspause und erfreuen uns danach an den etwas interessanteren Wegen den Hängen entlang. Nach einem Abstieg von ca. 300 Höhenmetern überqueren wir schliesslich den Cluozzabach und erreichen nach einem letzten Anstieg am Gegenhang gegen 14.00 Uhr die im Wald gelegene Chamanna Cluozza. Am nächsten Morgen ist es noch bedeckt, als wir die Hütte gegen 09.10 Uhr verlassen. Bis zum Murtersattel auf 2'545 m.ü.M. gehts konstant weiter aufwärts, wobei wir die Baumgrenze schon bald erreichen. In der Ferne erkennen wir 20-30 Gemsen und vor uns liegen die wunderschön verschneiten Berge. Gegen 11.00 Uhr haben wir den Murtersattel und damit den höchsten Punkt erreicht. Nebst diversen Schneefeldern erwartet uns hier aber auch ein sehr eisiger Wind, weshalb wir unsere Mittagspause etwas weiter unten an einem windstilleren Platz machen. Der Abstieg auf dreckig-feucht glitschiger Erde (es grüssen die letzten Regentage) gelingt nicht konstant allen gleich gut; Schuhe und vereinzelt auch unsere Hosen-Hinterteile sehen entsprechend recht verschmutzt aus, aber die Etappe heute ist deutlich vielseitiger als die gestrige. Schon bald erkennen wir die Ofenpass-Strasse und der wunderbar türkisblau schimmernde "Lai dad Ova Spin" (Stausee). Durch die vielen Legföhren wird die Landschaft nun wieder grün und nach der Ueberquerung des Fluss "Spöl" (1648 m.ü.M.) gehts noch ein letztes mal kurz und knackig hoch zur Passstrasse bzw. der Bushaltestelle "Vallun Chafuol/P3" auf 1767 m.ü.M. Perfekt abgestimmt erreichen wir den um 14.00 Uhr stündlich fahrenden Bus zurück nach Zernez, wo wir das Nationalpark-Museum besuchen und anschliessend mit dem Zug weiter nach Scuol fahren und in der Jugendherberge übernachten.
Ein neue Hütte, ein neues Ziel erwartet uns am dritten Tag. Ehrlich gesagt ist unsere Motivation, erneut so tief unten starten zu müssen und in Anbetracht des erneut bevorstehenden Anstiegs von 11000 Höhenmetern etwas reduziert. Zudem ist es auch weiterhin ziemlich kühl, als wir um 11.50 Uhr in Scuol, San Jon auf 1460 m.ü.M. loslaufen. Von Beginn an gehts ziemlich direkt und steil aufwärts, wiederum hören wir das "Röhren" eines Hirsches. Und irgendwann kommen die letzten 2 robusten Bäume; die Baumgrenze ist definitiv erreicht. Nun etwas mehr im Zick-zack gehts weiter steil bergaufwärts, das Panorama mit den verschneiten Bergen macht Freude. Unsere Pausen halten wir aufgrund der Kälte eher kurz. Wir entdecken Gemsen und erste Schneefelder folgen. Um 15.10 Uhr, ziemlich genau entsprechend der Distanzangabe (3,25 h) erreichen wir die auf 2500 m.ü.M. gelegene Lischana Hütte. Das Wasser im Brunnen ist gefroren und natürlich sitzt niemand draussen auf der Terrasse. Für die Fortsetzung der Tour haben wir 2 Optionen. Die etwas kürzere, jedoch alpine Wanderung (Niveau T4) bis S-charl oder die ziemlich lange (17,7 km), aber sehr abwechslungsreiche Route Niveau T3 bis Sent Sur En. Wir entscheiden uns aufgrund der winterlichen Bedingungen für die "sicherere" Variante, also gegen die Alpine Wanderung (weiss-blau-weiss). So starten wir am 4.Tag bereits um 08.45 Uhr bei kalten Minus 7 Grad, gut dass es von Beginn an bergaufwärts geht. Während wir auf unserer Starthöhe von 2500 m.ü.M. einen wolkenfreien blauen Himmel geniessen dürfen, können wir talwärts ein eindrückliches Wolken-Nebelmeer bestaunen. Als wir aufbrechen, weiden gerade noch ein paar Steingeissen nähe der Hütte. In wunderbarer Landschaft führt uns der Weg durch Geröll- und Schneefelder umgeben von verschneiten Bergen und dazu gibt es mit Seilen gesicherte Kletterpassagen, die richtig Spass machen. Um 10.15 Uhr erreichen wir auf schneebedeckten Wegen die Rims Passhöhe (2940 m.ü.M.). Leider reicht die Zeit nicht, zusätzlich einen der nahen 3000er zu besteigen, viele Höhenmeter würden ja nicht mehr fehlen. Doch der Wegweiser bis Sur En zeigt noch eine Dauer von 4,25 Stunden an, wobei noch über 1800 Höhenmeter abwärts vor uns liegen. Die weitere Route bleibt weiter sehr schön, nur langsam verlieren wir an Höhe und wir dürfen gefrorene Tümpel, kleinere Kletterpassagen, wunderschöne Seen und Wasserfälle bestaunen. Gegen 13.00 Uhr erreichen wir die Alp Sursass auf 2140 m.ü.M., wo ein Weg zur Sesvenna Hütte (Italien) verzweigt. Diese Hütte ist jedoch in diesem Sommer geschlossen da sie renoviert wird. Hier beginnt nun die überaus imposante Uina-Schlucht. Während der felsige Weg in der Felswand zum Staunen führt, sollte man jedoch auch gut auf den Weg achten, da die Schlucht teilweise über 100m tief ist. In dieser Schlucht wurde übrigens auch eine Sequenz aus dem Film "Schellen-Ursli" aus dem Jahr 2015 gedreht, als der Wagen mit dem vielen Käse in die tiefe Schlucht stürzte. Schliesslich erreichen wir wieder die schönen Wälder des Unterengadins, die Wege werden nun breiter, bleiben aber durch die spannende Landschaft mit Wäldern, Bach und Felslandschaft der Uina-Schlucht sehr schön. Dies hilft, die lange Route bis hinunter nach Sur En auf 1123 m.ü.M. durchzuhalten bzw. zu geniessen. Um 16.00 Uhr nehmen wir in Sur En den Bus, welcher uns zurück nach Scuol bringt.
Meine Bewertung:
* Tour Chamanna Cluozza: Der Schweizer Nationalpark und damit verbunden die grosse Chance auf Wild-Sicht ist abgesehen von den sehr schönen Wäldern das Plus dieser Tour. Wander-Technisch und landschaftlich nicht ganz so abwechslungsreich.
* Tour Chamanna Lischana: Da die Hütte mit 2500 m.ü.M. recht hoch liegt, ist selbst der Anstieg von 1100 Höhenmeter recht abwechslungsreich. Das landschschaftliche wie auch technische Highlight ist dann jedoch ganz klar die Route am 2.Tag, welche zwar recht lange ist, jedoch mit vielen Sehenswürdigkeiten zu begeistern weiss.