Biker Infos
Allgemeines
Portugal wird im Westen und Süden durch den Atlantik bzw. im Norden und Osten durch Spanien begrenzt. Der Norden wird grob unterteilt in die dicht besiedelte bzw. grüne Provinz „Minho“ im Nordwesten sowie in die sehr gebirgige Provinz „Tras-os-Montes“ (Hinter den Bergen) im Nordosten. Durch beide Provinzen fliessen zahlreiche Flüsse wie die wohl bekanntesten Rio Minho (Grenzfluss zu Spanien) oder der Rio Douro, welcher bei Porto in den Atlantik mündet. Der einzige Nationalpark Portugals, der „Peneda-Geres“ liegt ebenfalls im Norden, die Berggipfel dort erreichen 1300 m.ü.M. bis 1538 m.ü.M. (Altar dos Cabroes).
Auch Mittelportugal ist grösstenteils hügelig bis gebirgig und mit 1993 m.ü.M. befindet sich hier auch der höchste Berg Portugals, der „Torre“ (Serra da Estrela).
Der Süden Portugals ist eben bis hügelig und hat ein trockenes bis heisses Klima. Die bekannteste Region ist wohl die Algarve, welche die gesamte Südküste des Landes einnimmt und sehr touristisch ist.
Klima Nord Portugal
Bevor ich mich entschieden hatte, im März den Norden Portugals mit dem Fahrrad zu bereisen, war mir bewusst, dass im Norden vor allem in den Frühlingsmonaten ein relativ kühles und feuchtes Klima herrscht. Dies war auch ein Mit-Grund, das Zelt für diese kurze Tour zu Hause zu lassen. Regentage gibt es statistisch gesehen deutlich mehr als Sonnentage. Doch aller Statistiken zum Trotz erlebten wir genau in unserer Woche jeden Tag Sonnenschein. Glück muss man haben! Die Temperaturen waren frühmorgens natürlich noch recht kühl (ca. 5 Grad) , doch schon gegen 10.00 Uhr wurde es merklich wärmer und im Verlaufe des Tages erlebten wir gute 20 Grad. Ideale Temperaturen fürs Fahrradfahren also... Achtung: im Sommer gehört die Provinz „Tras-os-Montes“ zu den heissesten Gebieten des Landes, Temperaturen um 40 Grad sind dann keine Ausnahme.
Sprache:
Ich war schon etwas überrascht, dass sogar in Jugendherbergen (Braga) oder auch in vielen Restaurants sogar junge Personen kein Englisch sprechen...Wie wir später erfuhren, ist Englisch erst seit ein paar Jahren Pflichtfach in der Schule.
So unterhielten wir uns entweder auf deutsch oder französisch (weil sie früher in der Schweiz oder in Deutschland gearbeitet haben), Englisch, Joels Mix aus Spanisch/Portugisisch oder halt mit „Händen und Füssen...“
Strassenkarten (Nord-) Portugal
Anscheinend gibt es keine aktuellen Strassenkarten im Handel. Wir waren mit 2 verschiedenen Karten im Massstab 1:300000 unterwegs (ADAC und Michelin) und dreimal ergänzten sie sich ideal, als einen Verbindungsstrasse fehlte (wo jedoch eine vorhanden ist..). Auf der Michelin-Karte fehlte z.B. die Strasse von Germill nach Brufe (NP Peneda-Geres). Auf der ADAC Karte fehlte die direkte Verbindungsstrasse von Rio Caldo über den Rio Cavado hoch zur Hauptstrasse 103 (sonst wäre ein grosser Umweg nötig geworden) sowie vor der Ortschaft Cinfaes der Douro-Uebergang von der südlichen auf die nördliche Flussseite.
Radfahren im Norden Portugal
Selten habe ich auf einer Tour so wenig Verkehr erlebt (davon ausgenommen ist die Route Porto - Braga) wie hier im Norden Portugals. Obwohl Radwege fehlten, empfanden wir auch die Ueberholmannöver und das Tempo der Autos / Lastwagen als völlig normal und problemlos. Gehupt wurde in Ausnahmen in jeder Region, doch nur um uns zuzuwinken und anzufeuern, dies empfand ich als sehr sympathisch. Die berüchtigten Pflasterstrassen erlebten wir natürlich auch; doch diese fanden wir höchstens bei Ortsdurchfahrten und waren entsprechend kurz. Ansonsten waren alle Strassenabschnitte unserer Tour asphaltiert und in soweit gutem Zustand. Den einzigen wirklich schlechten Strassenabschnitt fanden wir für nur wenige km auf einer kleinen Nebenstrasse zwischen Murca und der Hauptstrasse 212 vor. Im ganzen Norden Portugals ist es hügelig / bergig, ebene Strecken gibt es entsprechend nur selten. Die Anstiege waren jedoch von der Steigung her meist gut zu bewältigen.
Uebernachtung / Campen
Wir übernachteten immer wenn möglich in Jugendherbergen (Kostenpunkt ca. 12 Euro / Person bzw. ca. 32 Euro für ein 2er Zimmer inkl. Frühstück) oder sonst in Ho(s)tels. Mit Ausnahme der Jugendherberge in Braganca waren wir praktisch immer die einzigen Gäste. Ausserhalb der Saison können gewisse Jugendherbergen / Hotels ev. noch geschlossen sein. Campingplätze sahen wir vor allem in der Gegend des Nationanlparks. Wild campen wäre grundsätzlich möglich gewesen.
Bei der Routenplanung zu berücksichtigen
- NP Peneda-Geres
- Abfahrt von Alijo nach Pinhao mit Blick ins Douro-Tal
Nord Portugal aus meiner Sicht
Sieben Tage verbrachten wir im Norden von Portugal, vorher war ich noch nie in diesem Land. Die Tour hat meine Erwartungen ganz klar erfüllt, wenn auch nicht übertroffen. Den Charakter / den Umgang mit den Menschen empfand ich als sehr positiv und angenehm. Ihre Freude, dass wir ihr Land auf dem Fahrrad besuchen, spürten wir fast überall und besonders das Liegerad von Joel zog die Faszination auf sich. Selten auch erlebte ich auf einer Fahrradtour durchgehend so wenig Verkehr wie hier im Norden von Portugal, was ev. auch mit der Jahreszeit (März) zusammen hängen könnte. Mir bleibt dieser Teil Portugals vor allem als ruhige, ja fast einsame Gegend mit vielen kleinen Dörfern in hügeliger Landschaft in Erinnerung. Wir sahen viele Steinhäuser aber auch wahre Barracken und als Gegensatz neue, moderne Häuser. Die Kirchen an den Strassenrändern waren schön aber klein und spannend fand ich auch, wie in einzelnen Regionen die Uhrzeit mit einem schönen, lauten Glockenspiel „zelebriert“ wurde und so durch das ganze Tal hallte. Tiere sahen wir vor allem Schafe und Kühe in kleinen Herden aber auch einzeln gehaltene Pferde, Esel, kleine totgefahrene Schlangen sowie Hunde, die sich vor allem im östlichen Teil bellend bemerkbar machten. Wir sahen wunderschön blühende Mandelbäume, Orangen und Zitronen leuchteten von den Bäumen und einer Eiche wurde gerade die Korkrinde abgenommen. Sehr eindrücklich war auch die Fahrt hinunter ins Douro-Tal, wo wir das riesige Anbaugebiet des Portweins bestaunen konnten, auch wenn natürlich im März noch keine Trauben zu sehen waren. In höheren Lagen sowie Richtung Braganca war die Vegetation dann deutlich spärlicher und deshalb mit der Zeit etwas eintönig. Ein weiteres typisches Merkmal des Nordens sind die unzähligen Flusstäler, kleine Wasserfälle, etliche Stauseen und nicht zu vergessen der Atlantik die immer wieder tolle Ausblicke gewährleisten. Dieser ganze Mix aus Bergen, Gewässer, einsamen Landschaften, leeren Strassen und natürlich dem sonnigen Wetter hat uns eine tolle Zeit im Norden Portugals erleben lassen.
Anforderungen
Der Norden Portugals ist hügelig & bergig. Jeden Tag gibt es diverse Aufstiege zu bewältigen.
Persönliche Bewertung
empfehlenswert
Tagebuch
14.03.2014 Porto Airport - Braga 50 km
Nach dem heutigen Flug von Basel nach Porto war es unser Ziel, noch heute nach Braga zu fahren. Auch wenn wir erst gegen 15.00 Uhr starten konnten, so reichte dies allemal für die 50km, insbesondere da der Flughafen nördlich der Stadt liegt und wir so rasch und problemlos die Route 14 erreichten, welche uns via Trofa, Vila Nova direkt nach Braga führte. Positive Erwartungen an diesen Streckenabschnitt hatte ich glücklicherweise nicht, zum Glück, denn primär erlebten wir viel Verkehr, Stau in den Kleinstädten mit entsprechend starken Abgasen. Positiv war das Wetter mit Temperaturen um 15 Grad, eine zügig fahrbare Route (mal abgesehen von den Teilstrecken aus Kopfsteinpflaster in gewissen Ortschaften) und trotz diesem grossen Verkehrsaufkommen erlebten wir auch die Fahrweise des motorisierten Verkehrs als angenehm. Wir sind nun einfach froh, hier in Braga angekommen zu sein und freuen uns nun auf ein paar landschaftlich schöne Routen in den nächsten Tagen. Wir übernachten hier in der (sehr bescheidenen) Jugendherberge, sind die einzigen Gäste heute (!) und zahlen 12 Euros inkl. Frühstück. Zum Abendessen waren wir dann noch kurz in der Altstadt von Braga und wurden im Restaurant mit einer gratis Vorspeise überrascht.
15.03.2014 Braga - Vilar da Veiga 85 km
Die heutige Route war bereits ein kleiner Leckerbissen von Nord-Portugal... Aus Braga nahmen wir die Route N101 nordwärts und der erste Aufstieg führte uns von Vila Verde hinauf nach Portela de Vade und sogleich wieder abwärts nach Ponte da Barca. Wir folgten dem Rio Lima bis nach Entre Ambos-os-Rios, wo wir den Nationalpark Peneda-Geres erreichten. Einsam und auf schmalen Strassen gings meist angenehm bergauf (vereinzelt auch knackig!) vorbei an bis knapp 1100m hohen Bergen bis zur Ortschaft Germill, wo wir erstmals in den Genuss eines herrlichen Glockenspiels der Kirchglocken kamen, welche wir auch noch im weiteren Verlaufe des Tages ein paar mal hören durften.
Auf diesem längeren Aufstieg wurden wir auch Zeuge eines wahren Marathon-Hundes: Während dem Aufstieg überholte uns nämlich ein Traktor und mit einem konstanten Abstand von ca. 100m sprintete der Hund mehrere km bergauf dem Traktor hinterher. Unverkennbar, dass er dies nicht das erste mal machte... Die Gegend um die Ortschaft Brufe war dann ebenfalls sehr faszinierend. Auf einer schönen, felsigen Hochebene mit etlichen abgeschliffenen riesigen Felsbrocken überquerten wir das Gebirge, wo viele kleine Gewässer das grüne und blühende Land durchzogen und verteilt Pferde, Kühe und Schafe weideten. Nach dem Stausee beim Rio Homem erreichten wir die touristische Gemeinde Campo do Geres, welche mit etlichen Adventure-Angeboten und Campingplätzen (inkl. Seilparks) auf sich aufmerksam machen. Nach weiteren kleinen Aufstiegen und grösseren Abfahrten, welche auch vorbei an Orangen- & Zitronenbäumen führten, erreichten wir schliesslich den schönen, fjordartigen Rio Cavado und fanden in Vilar da Veiga für 45 Euro (Zimmer) ein Hotel mit Blick direkt auf den breiten Fluss. Neben dem (noch zu kalten) Pool liegen wir nun auf der Wiese und geniessen, während erneut ein herrliches Glockenspiel durch die Gegend hallt, die letzen wärmenden Sonnenstrahlen. Die heutige Route war praktisch frei von Autos, dazu Sonnenschein, tolle Natur, genau deswegen sind wir hier :-)
16.03.2014 Vilar da Veiga - Chaves 100 km
Der heutige Fahrtag begann nach tollem Frühstück umgehend mit einem knackigen Aufstieg hoch zu Hauptstrasse 103. Der Aufstieg wurde uns dann immerhin etwas versüsst mit dem herrlichen Ausblick hinunter auf dem gestauten Rio Cavado. Auf der Strasse 103 angekommen, folgte zum Glück nicht gleich wieder eine Abfahrt, sondern für längere Zeit fuhren wir nun eben bis leicht aufwärts wunderbar hoch über dem Flusstal mit etwas Gegenwind ostwärts. Erst zwischen den beiden Stauseen (Baragem) „Venda Nova“ und „alto Rabagao“ nahm die Steigung nochmals deutlich zu und so waren wir froh, bei der Staumauer unseren Beinen während dem Mittagessen in einem Restaurant etwas Erholung bieten zu können. Wie schon den ganzen Tag umgab uns bis zum Schluss eine schöne Fluss- und Hügellandschaft, wir durchfuhren mehrere kleine Dörfer, wovon einzelne Häuser eher einer Barracke glichen und andere Regionen wieder aus schönen Steinhäusern bestanden. Nach 100km Route erreichten wir dann die Stadt Chaves, welche nordwärts nur ca. 15 km von der spanischen Grenze entfernt ist. Wie bereits gestern schein wieder den ganzen Tag die Sonne und der Sonntagsverkehr war so gering, dass es einfach riesigen Spass machte, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Am Abend dann flanierten wir noch etwas durch die hübsche Altstadt von Chaves und landeten schliesslich in einem Sport-Café, welches als einziges Restaurant gut gefüllt war und wo sich v.a. ältere Bewohner der Stadt das Fussballspiel Sporting Lissabon gegen Porto anschauten. Innert wenigen Minuten nach dem Schlusspfiff sassen wir dann schon fast wieder alleine im Restaurant. Auch wo wir übernachten, in der Hospedaria Florinda (30 Euro fürs Zimmer inkl. Frühstück) sind wir die einzigen Gäste. Uns ists recht und auch die Besitzerin scheint Freude an unserem Besuch zu haben.
17.03.2014 Chaves - Braganca 100 km
Auf die heutige Tour war ich besonders gespannt, denn die Route führte durch die Region mit dem spannend klingenden Namen „Tras-os-montes“ (Hinter den Bergen) und wie ich im Vorfeld gelesen habe, gilt diese Region wirtschaftlich betrachtet recht arm. Doch zunächst war der Start heute morgen wieder ein „déjà vue“. Denn wie so oft gings am Morgen gleich mal bergauf, hinaus aus dem Tal bzw. aus der Stadt Chaves hinauf in die umliegenden Hügellandschaften. Richtung Spanien schauend, konnten wir so sogar noch einige Schneefelder entdecken. Der morgendliche Aufstieg dauerte ganze ca. 75 min, auf den wenigen Metern auf der Höhe sahen wir dann jedoch ausser ein paar Barracken sowie einer grossen, verrosteten Strassentafel nicht viel. Was folgte war dann eine (mit etwas Wehmut verbundene) längere, schöne Abfahrt. Die Route 103 blieb nun zwar auf einer gewissen Höhe doch nur eben wars leider nie; ständig gings bergauf oder wieder bergab, was dann mit der Zeit doch etwas an den Kräften zehrte und auch mehr Zeit in Anspruch nahm als erhofft. Das Landschaftsbild, bestehend aus weiten Hochebenen, Hügeln und Flusstälern änderte sich den ganzen Tag kaum, wirkte aber im Zuge der Anstrengung manchmal auch etwas eintönig. Nur in grösseren Abständen kamen ein paar kleine Dörfer, wo vorwiegend nur noch ältere Menschen leben. Davon zeugte auch jeweils ein Strassenschild beim Dorfeingang, welches anstatt zur Vorsicht vor spielenden Kindern, zur Vorsicht gegenüber älteren Menschen aufforderte. Ein Strassenschild, welches ich bisher noch nie gesehen hatte... Bezüglich der Armut in dieser Region fiel mir in und ausserhalb der Dörfer auf, dass es kaum Arbeit (Gewerbe, Industrie, Tourismus) zu geben scheint und nur wenig Land für Ackerbau / Landwirtschaft genutzt wird. Wir sahen zwar Schafe, Kühe, Maultiere und Pferde, diese waren jeweils aber in so kleiner Anzahl vorhanden, dass damit wohl kaum grössere Erträge möglich sind.
Ein kleines landschaftliches Highlight war dann aber die lang gezogene Fahrschlaufe über den Rio Rabacal mit anschliessend herrlichem Ausblick hinunter zum Fluss. In der Ortschaft Vinhais mussten wir uns dann entscheiden, ob wir noch eine hügelige Zusatz-Runde von ca. 30km durch den Naturpark Montesinho anhängen wollten, doch unser Bedarf an Höhenmetern war zu diesem Zeitpunkt bereits gedeckt. So blieben wir also auf der Route 103 und nach weiteren 2 Aufstiegen und 3 tollen Abfahrten erreichten wir unseren östlichsten Punkt der Tour, die Ortschaft Braganca, welche ca. auf 673 m.ü.M. liegt. Erneut haben wir in der Jugendherberge für 32 Euro ein 2er Zimmer inkl. Frühstück gebucht. Heute sind wir mal nicht die einzigen Gäste hier...
18.03.2014 Braganca - Alijo 120 km
Bei erneut sonnigen Bedingungen starteten wir gegen 09.45 Uhr auf unsere 1.Etappe westwärts Richtung Porto. Um den ständigen Hügeletappen zumindest etwas aus dem Wege zu gehen, entschieden wir uns, die autobahnnahe Route N15 zu nehmen. Eines kann ich schon vorweg nehmen, es hat sich gelohnt und zwar auch landschaftlich! Zunächst aber hatten wir uns bei der Ausfahrt aus Braganca auf der Suche nach der N15 etwas verfahren, was uns doch noch einen kurzen, aber doch ziemlich hügeligen Umweg durch ein paar Nachbardörfer bescherte. Anschliessend aber folgten zu unserer grossen Freude ein paar richtig lange Abfahrten, die meist abseits (!) der Autobahn durch menschenleere Gegenden sowie durch kleine Dörfer führte. Im Banne des Abfahrtstempos merkten wir dann leider nicht, dass wir uns plötzlich auf der N15-5 befanden und so erreichten wir mit hohem Tempo die Stadt Macedo de Cavaleiros. Dieser Umweg kostete zwar etwas Energie, doch schon im Dorf mit dem spannenden Namen „Jerusalém do Romeu“ mussten wir einen Halt einlegen, denn erstmals konnten wir miterleben, wie bei einer Korkeiche riesige Korkschichten vom Baumstamm entfernt und auf Lastwagen verladen wurden. Ein ausgiebiges Mittagessen gönnten wir uns anschliessend in der Stadt Mirandela, das noch etwa 215 m.ü.M. wunderschön am Rio Tua liegt. Weiterhin praktisch ohne Verkehr (auch auf der Autobahn befanden sich kaum Fahrzeuge), blieben wir bis Murca auf der N15 und bogen dort in südlicher Richtung ab auf eine kleine Nebenstrasse Richtung Pegarinhos. Diese Strecke war natürlich wieder bedeutend hügeliger und auch der Strassenbelag war nicht immer über alle Zweifel erhaben, doch die Landschaft war mit vielen, sehr grossen abgerundeten Felsbrocken und wunderschön blühenden Mandelbäumen äusserst spannend. Auch ein Esel, der sich mir fast etwas provokativ vor einem rosarot angemalten Haus mitten auf der Strasse entgegenstellte, gehörte zum Highlight dieser Nebenstrasse. Mit dem Erreichen der letzen Anhöhe durften wir dann gegen 18.45 Uhr noch einen wunderschönen Sonnenuntergang erleben, wo die Abendröte immer wieder zwischen den Bäumen zu uns hindurch drang. Nach einer langen Schluss-Abfahrt auf der Route N212 erreichten wir gegen 19.00 Uhr die Stadt Alijo (ca. 600 m.ü.M.). Da die Jugendherberge wegen Renovation geschlossen war und auch 2 andere preiswerte Pensionen/Hotels uns mitteilten, keinen Platz zu haben (was wir ehrlich gesagt aufgrund unserer bisherigen Erfahrung kaum glauben können...) fanden wir als letzte Möglichkeit in der verhältnismässig teuren aber edlen „Pousada Barao de Forrester“ (106 Euro Halbpension) einen Uebernachtungsplatz, welches wie gewohnt ausser uns nur noch ein anderes Ehepaar als Gäste hatte. Lustig dabei war, dass wir dieses Ehepaar bereits in der Ortschaft „Jerusalem do Romeu“ antrafen und bereits dort mit ihnen sprachen. Heute und auch schon überall in der Region „Tras os Montes“ fallen die vielen Hunde auf, welche sich bellend und bewachend vor den Häusern befinden. Meistens, aber nicht immer sind sie aber glücklicherweise im Garten eingesperrt oder angebunden. So erlebten wir heute eine überraschend spannende & schöne Route und sind gespannt auf morgen, wenn es ins Tal des Douro geht.
19.03.2014 Alijo - Alpendurada 110 km
Heute durften wir nochmals eine ganz neue Gegend von Nordportugal kennen lernen, jene des Douro-Tals. Bereits während dem obligaten Aufstieg ab Alijo nahmen die Flächen mit Rebbergen zu, doch erst als wir die Höhe erreichten und zur Abfahrt ansetzten wollten, präsentierte sich uns beim Blick ins Tal hinunter völlig unerwartet ein gewaltig riesiges, wunderschönes treppenartiges Weinanbaugebiet. Hier also ist die Heimat des Portweins... Es war wunderbar, diese faszinierende Gegend während der langen Abfahrt bestaunen zu können, während einem Aufstieg wäre die Gegend wohl nur halb so schön... Erst in Pinhao, am Rio Douro, endete unsere Abfahrt. Ab nun werden wir dem Rio Douro folgen bis wir morgen die Stadt Porto erreichen sollten und der Rio Douro in den Atlantik mündet. Zwischen Pinhao und Peso da Regua verlief die Strasse sehr angenehm direkt und ohne Steigungen dem Flussverlauf entlang. Ab da jedoch gings dann auf der als „Romantik-Strasse“ (romanic do roda) beschilderten Strasse 222 südlich des Douros den Hang hoch, wo wir durch kleine Dörfer mit neuen wie auch baufälligen Häusern fuhren und fast ständig Sichtkontakt zum Douro hatten. Noch vor der Ortschaft Cinfäes überquerten wir den Douro um die Route auf der Nordseite fort zu setzen. Auch hier folgten ein paar Aufstiege, doch weiterhin mit nur minimalem Verkehr fuhren wir an Orangen- und Zitronenbäumen vorbei und erreichten schliesslich die Ortschaft „Alpendurada“. Hier gibts angeblich die einzige Uebernachtungsmöglichkeit in der Umgebung und zwar befindet sich diese im ehemaligen Kloster, das heute ein Hotel ist. Die Anpassung erfolgte unter Beibehaltung der ursprünglichen Architektur. Und der Aufenthalt ist wirklich einzigartig... riesige und verwinkelte Gänge, die Decken sind etwa 4 Meter hoch, überall antike Bilder, und das Mobiliar scheint aus einer anderen Zeit. Alles wirkt wie in einem Museum, sogar eine richtige Kutsche befand sich im Gang. 40 Euro zahlten wir für dieses Erlebnis inkl. Frühstück. Nun sind wir also noch eine halbe Tagesetappe entfernt von unserem Ziel, dem Atlantik bei Porto.
20.03.2014 Alpendurada - Porto 55 km
Bevor wir die Schlussetappe nach Porto in Angriff nahmen, mussten wir oberhalb des Klosters bei einem grossen Brunnen noch unsere Trinkflaschen mit Wasser auffüllen. Eine Frau war da am Brunnen und wusch von Hand einen ganzen Sack voll Kleider aus. Irgendwie eine spezielle Situation, wohl für beide. Denn ohne dass wir nachgefragt hätten erklärte sie uns, dass dies halt auch einen Möglichkeit sei etwas Geld zu sparen... Wow, so klar wurde uns die aktuelle Wirtschaftskrise bzw. deren Folgen auf unserer Tour noch nie vor Augen geführt! Nach dieser Begegnung starteten wir gegen 10.00 Uhr und fuhren weiterhin auf der Strasse N108 nördlich des Douro, bewältigten noch zwei vergleichsweise kleinere Aufstiege mit anschliessenden Abfahrten und erst so ca. 20km vor Porto nahm dann erstmals seit Tagen der Verkehr wieder zu. Auf den letzten 10km fuhren wir dann noch unter ein paar imposante „Douro-Brücken“ hindurch und dann, nach total ca. 620km erreichten wir den Atlantik. Nach dem obligaten Foto bei einem Leuchtturm machten wir uns auf den Weg zur Jugendherberge. Den Nachmittag und den nächsten Tag verbrachten wir dann schön erholsam im Sightseeing Bus. Der erste Regen unserer ganzen Tour fiel dann übrigens im Verlaufe unseres Abreise-Tages... Am Abend noch flogen wir mit vielen neuen Eindrücken zurück in die Schweiz.