Biker Infos
Allgemeines:
Frankreich ist eines der größten Länder Europas. In Europa grenzt es an Belgien, Luxemburg, Deutschland, die Schweiz, Italien, Monaco, Spanien, Andorra, an den Atlantik mit dem Aermelkanal und an das Mittelmeer. Es erstreckt sich von der Nordsee bis zum Mittelmeer. Die Landschaft ist abwechslungsreich mit Bergen im Osten und Süden, wo sich u.a. auch die höchste Erhebung Westeuropas, der Mont Blanc (4 810 m), befindet. Das Flachland Frankreichs wird aus vier Flussbecken gebildet, der Seine im Norden, der Loire und der Garonne, die nach Westen fließen, und der Rhone, die vom Genfer See ins Mittelmeer fließt.
Frankreich ist als Fahrradland bekannt, so führen z.B. auch grosse europäische Fahrradrouten wie die EuroVelo 1 (Atlantik Route), EuroVelo 3 (Pilgeroute) EuroVelo 4 (Zentraleuropa Route) sowie die EuroVelo 6 (Fluss-Route) durch Frankreich. Die EuroVelo 6, welche das Schwarze Meer mit dem Atlantik verbindet, zählt zu den radfreundlichesten Radwegen in Frankreich. Offizielle Informationen zu den Radrouten in Frankreich findet man z.B. hier.
EuroVelo 6 in der Region Bourgogne-Franche-Comté
Die EV6 ab Nevers bis Basel führt sehr oft entlang Flüssen bzw. Seitenkanälen, dort trifft man Urlauber auf ihren Hausbooten und fährt an dutzenden Schleusen vorbei. Dies führte dazu, dass unser Kleinster bereits am 2.Tourtag meinte, dass wir an diesem Kanal bereits gestern entlang gefahren sind... Auf der Route von Nevers nach Basel fuhren wir flussaufwärts, aus unserer Sicht war dies bei diesem minimalen Gefälle überhaupt kein spürbarer Mehrauwand, auch der Wind spielte während unserer Zeit keine Rolle. Die Landschaftliche Vielfalt als sehr abwechslungsreich zu benennen, ist sicherlich übertrieben, trotzdem war das Fahrradfahren auf den schmalen, autofreien Wegen eine Freude. Wir konnten zusammen reden, nebeneinander fahren, Ein- und freihändig fahren, Musik oder Geschichten hören. Dadurch konnte auch unser Jüngster (fast 5 jährig) regelmässig zwischen 10 - 30 km am Tag selber fahren, ansonsten haben wir sein Fahrrad einfach wieder ans Follow-me gehängt. Dass das Baden in all diesen Gewässern verboten ist (überall beschildert), war uns bei der Planung nicht bewusst, jedoch wäre das Baden in diesem seichten, gestauten Wasser auch keine Freude. Unterhaltung / Abwechslung für die Kinder z.B. Spielplätze, Grillstellen, Tiere etc hat es entlang der Route nur sehr wenige. So haben wir tagsüber weniger Pausen eingelegt als wir bei der Planung noch dachten. Was unseren Kids sehr geholfen hat beim Fahrradfahren war das Geschichten / Musik hören, aber auch das eigene Tacho-Gerät, wo die bereits gefahrene Distanz bzw. das Ziel abgelesen werden konnte. Als Highlight empfanden die Kids jedoch das Treffen anderer Kinder auf den Campingplätzen, das Baden in den Pools / Schwimmbädern sowie das Glace essen :-).
EuroVelo 1 (Velodyssee) Nantes - Bordeaux
Der europäische Radweg EuroVelo 1 führt von Norwegen entlang des Atlantiks bis nach Portugal. Der französische Abschnitt der EuroVelo 1 heisst "La Velodyssee". Sie führt über ca. 1290 km von Roscoff im Norden nach Hendaye an der Grenze zu Spanien. Die Routen führen oft entlang verkehrsfreien Strassen und auch aufgrund des weitgehend flachen Profils gilt "La Velodyssee" als sehr familienfreundlich. Unsere Familien-Tour im Sommer 2022 startete in Nantes und führte uns in 2,5 Wochen südwärts nach Bordeaux.
Auf der Velodyssee erlebt man den Atlantik immer wieder hautnah. Dabei beeintdrucken die Gezeiten mit Ebbe und Flut jedes mal aufs Neue. Schiffe die im trockenen liegen, matschiges Watt, Muschelstrände, Sümpfe, flach abfallende schöne Strände welche zum Baden einladen, dann wieder beeindruckende Surferstrände mit hohen Wellen wo die Kraft des Wassers so richtig spür- und erlebbar und da gibt es sogar eine Strasse (Passage du Gois) welche das Festland mit einer Insel verbindet und nur bei Ebbe befahrbar ist, weil sie sonst unter Wasser liegt. Wir badeten fast täglich im Pool des Campingplatzes (28 Grad), kühlten uns im Atlantik (16 - 18 Grad) oder im See. Im Hitzesommer 2022 (leider mit 2 Waldbränden in der Gironde mit Vernichtung der Campingplätze bei den Pyla-Dünen) erlebten wir Temperaturen von bis zu 44 Grad (!) im Schatten und ausschliesslich sonnige Tage. Gerade aber zu Beginn der Tour spürten wir ein paar Tage die starken Temperaturunterschiede im Schatten (Jäckchen nötig) bzw. in der prallen, heissen Sonne. Der Wind war glücklicherweise nur einmal spürbar gegen uns, sonst war er nicht relevant. Die meiste Zeit verläuft die EV1 auf autofreien Wegen, manchmal haben wir jedoch auch bewusst auf die Strassen gewechselt, wenn damit eine lohnenswerte Distanz vermindert werden konnte. Teilweise führen die meist sehr gut beschilderten Routen auf nicht asphaltierten Wegen durch Kiefernwälder, entlang Sümpfen, Becken oder alten Eisenbahnstrecken. Gerade im Departement Vendee verlief die Route jedoch auch sehr oft direkt entlang der wunderschönen Atlantikküste. Während der Fahrt durch die diversen Naturschutzgebiete können viele Vogelarten beobachtet werden, zudem entdeckten wir einmal ein Reh unmittelbar vor uns im Wald. Das ganze Fahrraderlebnis wird durch ein sehr grosses Angebot an Campingplätzen mit einfachen bis grossen Pools & Badelandschaften und extra auf Kinder ausgerichtete Freizeiterlebnisse ergänzt (welche man jedoch auch problemlos ignorieren kann). Aufgrund der grossen Brände in der Gironde konnten wir leider unser Endziel, die Pyla Dünen, nicht besuchen, unsere Tour endete stattdessen am Flughafen von Bordeaux.
Via Rhona Genf - Montpellier
Der eher neuere Fahrradweg entlang der Rhone erstreckt sich auf eine Länge von ca. 720 km zwischen Genf und Sète. Gerade weil er ausser zwischen Genf und Seyssel kaum Steigungen aufweist, ist er wie auch die Route der EuroVelo 1 und 6 auch für Familien gut geeignet. Die Routen führen fast immer auf asphaltierten und sehr oft auch auf autofreien Strecken, den so genannten "Voies Vertes". Die Route ist mit einer eigenen Beschilderung gekennzeichnet, welche teilweise noch durch Bodenmarkierungen ergänzt werden. Gerade in den Städten, wo versucht wird stärker befahrene Strassen zu umfahren, hilft ein wachsames Auge um die Wegweiser nicht zu verpassen. Immer mal wieder wechselt man die Uferseite der Rhone und gelegentlich führt die Route direkt in schöne Dörfer und Städte wie z.B. Chanaz, Avignon, Aigues-Mortes etc. Abseits der Routen gibt es Grotten (z.B. La Balme), Wasserfälle (z.B. Glandieu), Tierparks und diverse weitere sehenswerte Ortschaften zu entdecken. Auch wenn die Route teilweise wunderschön direkt der Rhone entlang führt, so gibt es auch immer wieder Abschnitte durch Wälder, Gemüse- und Obstplantagen, Sonnenblumenfeldern und anderen Nebenflüssen. Gut zu wissen ist sicherlich, dass nicht alle Campingplätze entlang der Route Zeltübernachtungen ermöglichen. Für uns als Familie war es deshalb hilfreich, bereits vorher alle Campingplätze zu reservieren und hatten dadurch bereits Kenntnis wo Hüttenübernachtungen nötig sind. Wir haben immer darauf geachtet, dass wir eine Bademöglichkeit im oder nahe des Campingplatzes haben sowie eine gute Abwechslung herrscht zwischen ruhigeren, einfacheren Plätzen bzw. grossen Campingplätzen mit grossen Pool- und Rutschmöglichkeiten. Für gewisse Abschnitte nahmen wir den Zug, so z.B. bei Lyon und nach Avignon, dies einfach weil die Gesamtstrecke bis ans Meer ansonsten in der uns zur Verfügung stehenden Zeit für uns zu lange gewesen wäre. Dies ist auch der Grund weshalb wir nicht genau bis zur Mündung der Rhone ins Meer gefahren sind, sondern uns einfach das Mittelmeer als Ziel gesetzt haben. Auch wenn wenige Tage vor unserer Abreise starke Unwetter die Rhone in der Schweiz überfluten liess, so blieben wir abgesehen von 2 - 3 nächtlichen Gewittern von Unwettern verschont. Auch die Temperaturen waren im Juli zunächst noch sehr angenehm etwas über 20 Grad, welche dann erst im Süden über 30 Grad kletterten. Unsere Tour endete anstatt am Flughafen in Montpellier schliesslich am Hauptbahnhof, wo wir dann die Rückreise per Zug zurück in die Schweiz vorgenommen haben.
Fahrräder im Zug mitnehmen (Erfahrung vom Jahr 2021, 2022 & 2024)
In diesem Sommer war es nicht (mehr) möglich, Fahrräder in TGVs oder ICE's mitzuführen, es sei denn, die Fahrräder werden verpackt. Wir mussten unsere Reise deshalb mit den Regionalzügen (TER) planen, was entsprechend eine lange Anreise (7 Stunden am 1.Tag und 2,5 Stunden am 2.Tag) und diverse Zugwechsel (4) nach sich zog. Dies war auch ein Grund, weshalb wir auf die Mitnahme eines Kinderanhängers verzichteten. In TER Zügen ist die Mitnahme von Fahrrädern ausserhalb der Stosszeiten / Pendlerzeiten erlaubt und gratis. Wir konnten unsere Fahrräder jeweils stufenlos in den Zug schieben. Pro Komposition hatte es immer 1 Fahrradabteil, wo max. 6 Fahrräder aufgehängt werden könnten. Es gab jedoch auch noch zusätzlich ein Abteil für Rollstuhlfahrer, welche immer leer waren, womit wir die Fahrräder auch dort platzieren konnten. Da die Eurovelo 6 Route bei Tourenfahrern sehr beliebt ist, ist man selten alleine in den Fahrradabteilen, Platz fanden wir jedoch immer. Das Buchen der Tickets machten wir über die App "Assistance SNCF", dort kann gewählt werden, mit welchen Zügen (z.B. TER) man fahren möchte. Wenn man alle Reisenden Personen registriert hat und dann jeweils 1 Erwachsene Person mit 1 Kind anwählt, kommt man in den Genuss eines speziellen "Erwachsenen-Kind" Tarifs (das Kind zahlt da nur Euro 2.--). So haben wir schliesslich unsere Hinreise von Basel - Nevers sowie die Strecke Paray-le-Monial nach Chalon-sur-Saone gebucht, was sehr gut klappte. Im Jahr 2022 nahmen wir den TER-Zug zwische La Rochelle und Rochefort. Knapp schafften wir es unsere 4 Fahrräder noch in den Zug nehmen zu können. Es wurde jedoch gewünscht, dass das Gepäck vom Fahrrad entfernt wird damit die Fahrräder weniger sperrig sind. Auf dem Weg nach Rochefort wollten dann noch weitere Leute mit Fahrräder zusteigen, dies wurde vom Zugbegleiter dann aber verweigert, da alle Fahrradplätze schon überbesetzt waren und sonst der Gang versperrt würde. Erstmals im 2024 waren für gewisse Abschnitte "Veloplatz-Reservationen" nötig, dies wird beim Kauf des Tickets auf der SNCF-App angezeigt und ist gratis. Kontrolliert wurde dies nie, aber bei masslos überfüllten Zügen sicherlich beruhigend zu haben. Gerade im Juli sind die Veloplätze gut besetzt. Gestaunt haben wir, dass wir für die Rückreise mit dem TER von Montpellier nach Genf nur 2 x umsteigen mussten; nämlich in Avignon und in Valence.
Campingplätze
Entlang EuroVelo 6 (Nevers - Basel) im Jahr 2021
Wer ausschliesslich auf Campingplätzen übernachten möchte, kann dies problemlos so planen. Oft sind die Campingplätze nur mit kurzen Abstechern vom offiziellen Fahrradweg zu erreichen. Nicht ideal fande wir einzig die Strecke L'Isle-sur-le-Doub - Montbeliard - Mulhouse. Da es in Montbeliard keinen Campingplatz gibt (es befindet sich einer ca. 14 km südlich am Doubs), nahmen wir hier ein Hotel. Ansonsten sind in Abständen von längstens 40 - 50 km (meistens kürzer) immer wieder Campingplätze. Manchmal haben diese einen Pool oder im selben Dorf ein Schwimmbad, was zumindest bei unseren Kids immer wieder ein Highlight war. Denn obwohl man immer entlang der Gewässer fährt, ist darin überall Baden verboten. Den einzigen Badesee entlang der Route erlebten wir auf dem Campingplatz in Osselle (Tipp), da konnte man sogar SUP & Boote mieten. Zu beachten gilt es beim Baden die strickte Regelung, dass Bade-Shorts nicht erlaubt sind. Die Campingplätze entlang der EV6 sind zwischen sehr bescheiden (und ohne WC-Papier) bis 3 Sterne (mit Pool, Restaurant). Brot kann man fast in jedem Campingplatz für den nächsten Morgen bestellen. Die Kosten beliefen sich bei uns für eine Uebernachtung als Familie um 20 - 25 Euro. Reservationen waren für Zeltübernachtungen nie nötig, trotzdem haben wir dies manchmal (gerade bei geplanten Ruhetagen und Campingplätzen mit Pool) gemacht. Oft traf man ganz viele andere Tourenfahrer / Familien auf den Campingwiesen.
Entlang EuroVelo 1 (Nantes - Bordeaux) im Jahr 2022
Entlang der Atlantikküste hat es in regelmässigen Abständen, teilweise sehr viele Campingplätze unterschiedlicher Kategorien. Oft, aber nicht immer ist es möglich Uebernachtungen über die Internetseiten zu reservieren. Nicht möglich war es z.B. in La Rochelle oder auch weiter südlich bei Uebernachtungen von unter 3 Nächten. Da wir zur Sommer-Saison (Juli) unterwegs waren, haben wir uns entschieden, eine Mehrzahl der Campingplätze zu reservieren. Gerade aber in der 1.Juli Woche wäre dies definitiv nicht nötig gewesen, da dann eher noch wenig los ist und die Campingplätze entsprechend oft noch nicht das volle Angebot anbieten. Ganz viele Campingplätze haben einen (beheizten) Pool (oder sogar Rutschen), welcher teilweise bei kühlen Temperaturen (Wind / Regen) überdacht werden kann. Gerade für unsere Kinder war der Pool immer ein Highlight. Auch an der Atlantikküste sind Bade-Shorts nicht erlaubt, kontrolliert wurde dies jedoch weniger strikte wie entlang der EuroVelo 6. Unsere gewählten Campingplätze hatten mit Ausnahme eines Aufenthaltes im 5-Sterne Camping eine Bewertung zwischen 2 Sternen und 4 Sternen. An den Verzicht bzw. das Fehlen von WC-Brillen gewöhnt man sich rasch, ebenso dass es in den Toiletten auf vielen Campingplätzen kein WC-Papier hat, dies darf man dann elegant in der Hand oder in einer Tasche selber mitbringen. Teilweise gibt es spezielle Rabatte für Fahrradfahrer, die Kosten für eine Uebernachtung (1 Zelt, 2 Erwachsene, 2 Kinder) beliefen sich an der Atlantikküste trotzdem auf deutlich höherem Niveau zwischen 25 Euro und 75 Euro pro Nacht.
Via Rhona (Seyssel - Montpellier) im Jahr 2024
Für unsere Distanzen zwischen 30 km und 50 km mussten wir nur selten von der Rhone-Route abweichen, um einen gewünschten Campingplatz zu erreichen. Ueberrascht hat uns trotzdem, dass man nicht auf allen Campingplätzen mit einen eigenen Zelt übernachten kann, weshalb wir bereits von zu Hause aus alle Tagesetappen definiert und Campingplätze reserviert haben. Der Verzicht von WC-Papier, WC-Brillen und Seife erlebten wir auch entlang der Rhone auf diversen Campingplätzen und bloss ca. 2 - 3 mal wäre der Campingplatz bereits voll gewesen ohne unsere vorherige Reservierung.
Dörfer / Läden / Restaurants
Entlang der EV6 gibt es zwar viele Ortschaften, aber abgesehen von den Städten gibt es nicht überall Läden oder Restaurants. Zudem haben uns die Oeffnungszeiten des einzigen Dorfladens bzw. des einzigen Restaurants manchmal etwas Geduld abverlangt. Manchmal öffnen diese erst um 14.30 Uhr wieder, andere schliessen bereits vorher. So lohnt es sich immer etwas Proviant für die Kids und sich dabei zu haben :-). Im Gebiete des Doubs nahm die Anzahl der Restaurants / Läden dann merklich zu. Entlang der Atlantikküste führen die offiziellen Fahrradrouten nicht so oft direkt in die Dörfer / Städte. Bei den Restaurants gilt es zu berücksichtigen, dass Mittagessen manchmal nur bis 14.00 Uhr angeboten wird bzw. das Abendessen ab 19.00 Uhr.
Persönliche Bewertung:
Die EuroVelo 6 zwischen Basel und Nevers ist vor allem für Familien oder Liebhaber flacher Routen sehr geeignet. Aus Sicht der Erwachsenen mag die landschaftliche Vielfalt etwas mager sein, doch aus Sicht der Kinder hat die EV 6 viele Vorteile: meistens flache Route, sehr viele autofreie Strecken, viele Campingplätze (auch mit Pool) welche Distanzen von unter 50 km ermöglichen und man trifft sehr viele andere Tourenfahrer, auch Kleinkinder.
Die EuroVelo 1 (Velodyssee) zwischen Nantes und Bordeaux ist für Familien ebenfalls sehr geeignet und bieten aufgrund der Nähe zum Atlantik mit Ebbe & Flut und verschiedenen Seen eine grosse Abwechslung. Baden im Pool, dem Meer und ev. gleichentags in einem See ist hier durchaus mal möglich. Campingplätze unterschiedlicher Ausstattungen sorgen für viel Abwechslung und können bewusst gewählt werden. Die Route ist ebenfalls vorwiegend flach und führt gerade im nördlichen Teil öfters auf guten Schotterpisten durch verkehrsfreie Wege, Richtung Süden waren sie dann vorwiegend asphaltiert.
Die Via Rhona ist mittlerweile sehr gut beschildert und abgesehen von den Strecken durch die Städte überaus familienfreundlich und entsprechend auch für eine Tour mit Kindern geeignet. Da das Baden in der Rhone nicht erlaubt ist, gibt es für badehungrige viele Campingplätze mit tollen Pools und Rutschen. Nebst mittelalterlichen Städten unterwegs, erreicht man ganz am Schluss das Mittelmeer, welches noch zu ein paar Badetagen einlädt.
Tagebuch
Vorwort Familientour auf der EuroVelo 6 in Frankreich im Jahr 2021
Nachdem wir coronabedingt im Jahr 2020 keine (Familien-) Fahrradtour unternehmen konnten, freue ich mich umso mehr in diesem Jahr unser Nachbarland Frankreich zu bereisen. Auf der EuroVelo 6 wollen wir in diesem Jahr einen Teil der Route Basel - Atlantik erleben. Für die ganze Distanz über 1200 km reicht es mit 2 Kindern natürlich bei weitem nicht, auch wenn die Route (zumindest aus Erwachsener Sicht) mehrheitlich flach verlaufen soll. Während unsere fast 9 jährige Tochter auf ihrem 24" Fahrrad erstmals über viele Tage alleine strampeln muss, darf unser Jüngere (fast 5 jährig) noch wählen zwischen alleine Fahren (20") und am Follow-me angehängt sein. Auf das Mitnehmen eines Kinderanhängers verzichten wir primär wegen den Zugfahrten, auch wenn wir damit ein gewisses Risiko eingehen, falls er mal nicht so lange auf dem Fahrradsattel sitzen möchte bzw. mag. Nach zeitraubenden Versuchen an Schweizer & Französichem Bahnhof sowie etlichen Versuchen im Internet ein Bahntickets für 4 Personen inkl. Fahrräder zu buchen, steht unsere Route nun fest. Da Schnellzüge wie ICE / TGV aktuell keine Fahrräder transportieren sind wir gezwungen, eine fast 10 stündige Zugreise mit TER (Regionalzügen) freiwillig verteilt auf 2 Tage in die Mitte Frankreichs auf uns zu nehmen. Somit starten wir dann erst am 3.Tag mit unserer Fahrradtour entlang der Loire, der Saone, dem Doubs, dem Rhein-Rhone-Kanal sowie dem Rhein bis vor unsere Haustür. Wir sind gespannt, wollen aber einfach Tag für Tag nehmen mit dem einzigen Ziel, dass wir als Familie Freude haben am Unterwegs sein miteinander. Uebernachtungsmöglichkeiten soll es angeblich selbst zur Hochsaison im Juli genügend geben, darauf vertrauen wir.
17.07.2021 + 18.07.2021 - Anreise nach Nevers
Alle Tickets sind gebucht, die Zugverbindungen klar. Fast 8 Stunden Anreise, aber nicht nach Nevers, sondern nur mal bis Dijon. Viermal umsteigen steht vor uns und ausgerechnet beim ersten Abschnitt von Basel nach Delemont hält der Zug mitten im nirgendwo an. Ausgerechnet, wo wir doch in Delemont nur 14 min Umsteigezeit zur Verfügung haben. Ein Technischer Defekt, zuerst heisst es 8 min Verspätung, wir hoffen und bangen und dann die Durchsage, 15 min Verspätung... Bereits am Start zu unserer Tour werden unsere Pläne durchkreuzt. Doch dann ist der Defekt doch früher behoben und wir rollen nach Delemont. Dort gilt es in Windeseile mit 4 Fahrrädern und 2 Kindern das Perron zu wechseln. Plötzlich sehe ich, wie der Regionalzug auf Gleis 1 einfährt und renne mit meinem vollbepackten Fahrrad voraus, die Tür öffnet sich, von meiner Familie inkl. Fahrrädern noch keine Spur, die Tür geht zu, ich jedoch blockiere die Tür indem ich dazwischen stehe und da kommen sie alle, unserem Jüngsten mit seinem Fahrrad hilft sogar der Zugführer des vorherigen Zuges... wir sind drin...! Bei den nächsten Wechseln haben wir genügend Zeit, wir sind erleichtert. Auf der Fahrt sehen wir eindrückliche Bilder überfluteter Felder, teilweise stehen die Tiere knie- bis bauchtief im Wasser. Bis gestern hat es in weiten Teilen Europas tagelang fast sintflutartig geregnet und für Ueberschwemmungen gesorgt. Wir sind froh, sind die Zugverbindungen davon nicht betroffen und dass wir uns entschieden haben, in Nevers zu starten. Beim zweiten Zugwechsel in Meroux (Frankreich) steht in der Bahnhofhalle ein Klavier mit der Aufschrift "A vous de jour". Diese Chance packt unsere Tochter nach kurzem Mut zureden und spielt während der Wartezeit 2 - 3 Lieder, die Leute scheinen Freude daran zu haben und auch bei mir löst sich der Anfangsstress zusehends. Gegen 17.20 Uhr erreichen wir Dijon, wo wir mitten im Zentrum eine 1-Zimmer Wohnung gemietet haben. Da es für alle unsere Fahrräder keinen Platz im überaus kleinen Korridor hat, nehmen wir die beiden Erwachsenenfahrräder hoch in den 1.Stock ins Zimmer. Am nächsten Morgen besuchen wir die Kathedrale und dürfen gerade einem Teil des Gottesdienstes zuhören, zwar auf Französisch, aber der Gesang ist trotzdem sehr schön. Schliesslich fahren wir am Mittag im propevollen Zug (auch viele Fahrradfahrer) nach Nevers. Gegen 14.30 Uhr erreichen wir unser Ziel an der Loire. Es reicht noch gut für einen kleinen Spazierung zum Strand an der Loire und in die Altstadt. Auf dem Campingplatz trudeln fortlaufend weitere Fahrradfahrer ein. Schön sind wir da, nun können unsere Veloferien beginnen.
19.07.2021 - Nevers nach Decide
Alles ist wieder eingepackt, aber ausser einem Baguette haben wir kein ausreichendes Frühstück. Wir machen deshalb um 09.45 Uhr noch einen kleinen Umweg zum nächsten Supermarkt abseits der offiziellen Eurovelo 6 Route. Nach vielen Regentagen in der Schweiz erleben wir endlich wieder mal sonniges, warmes Wetter. Die Route führt uns schön im Schatten der Bäume entlang dem Seitenkanal der Loire. Abgesehen von landwirtschaftlich genützten Feldern, manchmal mit weidenden Kühen oder Sonnenblumen ähnelt sich das Landschaftsbild. Auf dem Kanal fahren im Schritttempo ein paar kleine Schiffe, dabei passieren sie die vielen Schleusen, welche auch uns immer wieder einen Mini-Anstieg bescheren. Während der Mittagspause treffen wir auf ein Ehepaar aus Deutschland, die für einige Zeit mit einem Hausboot unterwegs sind und gerade Pause machen. Unsere Kids kommen so in den Genuss, sich das Boot mal von Innen ansehen zu dürfen, was sie natürlich überaus spannend finden. Auf dem Radweg sehen wir zudem auch noch andere Tourenfahrer, alle fahren jedoch in die uns entgegengesetzte Richtung. Bereits gegen 14.45 Uhr erreichen wir den Campingplatz in Decide und besonders die Kids freuen sich schon riesig aufs Pool. Wir stellen jedoch rasch fest, dass es auf dem Campingplatz gar keinen Pool gibt, dafür aber gleich nebenan und unabhängig vom Campingplatz ein öffentliches Schwimmbad. Zunächst ignorieren wir die klaren Hinweisschilder, dass Shorts-Badehosen nicht erlaubt sind, wir schaffen es gerade knapp in die Nähe des Beckenrands, als wir auf das Verbot von Shorts hingewiesen werden. Leider aber haben wir männliche Familienmitglieder nur Bade-Shorts dabei. Den Tipp, wird könnten ja draussen am Automat eine "richtige" Badehose kaufen, funktioniert leider auch nicht da dieser Automat defekt ist. Alle Versuche, für uns bzw. wenigstens für unseren Kleinsten eine Ausnahme zu erhalten, sind erfolglos, was bei den Kinds Trauer und Wut auslöst. Zum Glück hat Rebi für unsere Tochter zwei Badekleider dabei, so dass sich unser Sohn mangels Alternativen für das Baden in einem Badekleid entscheidet. Da diese Regelung angeblich in allen öffentlichen Bädern gilt, müssen wir raschmöglichst solche enge, tolle Badehosen kaufen... Das Baden erfüllt schliesslich trotzdem alle Bedürfnisse, es wird gelacht, getaucht, geschwommen und so geniessen wir später beim Campingplatz unsere selbst gekochten Tomaten-Spaghetti mit Salami, während dessen in den umliegenden Bäumen scheinbar tausende Vögel (Möven, Krähen etc) hausen. Ein schöner Tourentag mit einem Mini-Badedrama geht hiermit zu Ende. Wir freuen uns, endlich "on Tour" zu sein.
20.07.2021 + 21.07.2021 - Decide nach Bourbon Lancy
Um 10.00 Uhr gehts los. In der Vorbereitung zu dieser Tour haben wir gelesen, dass es auf dieser Etappe während den ersten ca. 35 km (bis zur Ortschaft Cronat) kaum Geschäfte gibt. Entsprechend haben wir vorgängig insbesondere für die Kinder etwas Energie-Essensreserven besorgt. Mehrheitlich über wenig befahrene Landstrassen führt uns die Route an etlichen Bauernhöfen vorbei, entlang Sonnenblumen- und Kornfeldern, auf den Wiesen weiden Hühner, weisse Kühe und manchmal liegt auch ein Hauch Schweineduft in der Luft. Meist fahren wir heute abseits der Flüsse und Kanäle, nur zweimal haben wir kurz Sicht auf die Saone. Hier stellt Rebi plötzlich fest, dass ihr Vorderrad praktisch platt ist. Wir sind schliesslich aber positiv überrascht, dass wir das Rad ohne Reparatur aufpumpen und weiterfahren können da das Loch anscheinend nur sehr klein ist. Nach einem kurzen Anstieg erreichen wir gegen 13.00 Uhr schliesslich die Ortschaft Cronat, wo wir den ersehnten / erwarteten Laden finden. Der Inhaber lässt uns freundlicherweise noch in den Laden, obwohl er eigentlich schon am Schliessen ist. Als wir uns vor dem Laden sitzend erschöpft mit etwas Essen und Trinken stärken, kommt ein freundlicher älterer Mann auf uns zu der gerne ein Interview mit uns über die Fahrradtour führen möchte. Er arbeitet für eine Zeitung und machte noch ein Foto von uns. Leider haben wir nicht genau zugehört für welche Regionalzeitung er arbeitet, so werden wir nie erfahren, ob bzw. was über uns geschrieben wurde :-). Als wir uns wieder bereit für die Weiterfahrt sind, schliesst auch schon das Restaurant gleich neben dem Laden. An die Oeffnungszeiten müssen wir uns noch etwas gewöhnen... Zwischen Cornat und Bourbon Lancy folgen dann noch mehrere Anstiege, dies bei 38 Grad in der Sonne. Wir sind beeindruckt wie gut beide Kids dies tollerieren. Hilfreich scheint mir, dass sie für gewisse Zeit Kindergeschichten bzw. Musik hören können, welche wir im Körbli des Kinderfahrrades abspielen. Um 15.30 Uhr erreichen wir den Campingplatz, wo wir eine Wiese extra für Biker und Wanderer zugewiesen erhalten. Am Abend sind sicher ca. 13 Biker-Gruppen (Familien, Pensionierte, Alleine Radelnde) auf dieser Wiese. Da wir nach den ersten 2 Etappen bereits über 90 km gefahren sind, haben wir uns bereits vorgängig entschieden, hier einen zusätzlichen Ruhetag einzuplanen. Rebi nützt die Zeit während wir das Zelt aufstellen, Nahrungsmittel und ganz wichtig, 2 paar eng anliegende Badehosen zu kaufen. So sind wir nun alle bereit, uns im Pool auf dem Campingplatz abzukühlen und zu amüsieren. Am Abend kochen wir Hörnli mit Hackfleisch, wir merken dass unsere Pfannen für 4 Personen etwas klein sind und leider haben wir aus unerklärlichen Gründen die Pfannen-Zange nicht dabei. Irgendwie gehts jedoch immer :-). Am Abend unternehmen wir noch einen kleinen Spaziergang um den sehr schönen, kleinen See gleich unterhalb des Campingplatzes. Auch die Kids erfreuen sich am riesigen Spielplatz, dem Fitness-Parcour und den Hunderten Vögeln, welche in den Bäumen nisten. Bis hier haben wir alle Uebernachtungen vorgebucht. Mit den Erfahrungen der ersten 2 Etappen wissen wir nun, wie weit wir pro Tag etwa fahren können und werden nun Tag für Tag nehmen. Den Ruhetag am Mittwoch nützen wir, um den Pneu zu flicken, zu waschen, im Pool zu baden und die kleine Altstadt per Fahrrad zu besichtigen. Hier trafen wir zufällig auf eine andere Biker-Familie mit Kleinkind und es war schön, sich während dem Kaffe trinken mit Ihnen über frühere Fahrradtouren auszutauschen.
22.07.2021 - Bourbon Lancy nach Paray-le-Monial
Frühstück gegessen, Zelt abgebaut, Fahrradtaschen angehängt, so starten wir heute bereits um 09.30 Uhr zur Etappe mit dem Ziel Paray-le-Monial. Auf meist autofreien Fahrradwegen fahren wir zunächst durch ein längeres Waldstück, dann überqueren wir die Loire und folgen dann dem Seitenkanal. Hier können wir beobachten, wie im Wasser wahrscheindlich eine Biberratte flussaufwärs schwimmt und taucht. Wir freuen uns zudem, dass der Tacho am Fahrrad der Tochter die 100 km Marke überschritten hat. Um 12.30 Uhr erreichen wir Digoin an der Loire und wir staunen, dass wir bereits 30 km gefahren sind. Nach dem Mittagessen lassen wir auch unseren Jüngsten die letzten 10 km alleine fahren und so erreichen wir um 14.30 Uhr den Campingplatz. Hier merken wir sofort, dass es sehr viele Mücken (auch Tigermücken?) hat. Doch beim Pool sind diese Störenfriede ganz weit weg, so dass wir uns erneut an einem tollen Wasserplausch erfreuen dürfen. Am Abend fahren wir mit den Fahrrädern ins Zentrum um die Altstadt sowie ein Abendessen im Restaurant zu geniessen.
23.07.2021 - Chalon-sur-Saone nach Verdun-sur-le Doubs (Zugfahrt Paray-le-Monial - Chalon-sur-Saone)
Heute gegen 10.00 Uhr fährt der Zug nach Chalon-sur-Saone. Wir haben bereits vor Tourbeginn geplant, irgendwo eine Strecke mit dem Zug zu fahren, weil wir die ganze Distanz von Nevers nach Basel mit den Kindern in 2,5 Wochen nicht als realistisch betrachtet haben. Wir haben uns schliesslich für die Zugstrecke Paray-le-Monial bis Chalon-sur-Saone entschieden weil diese Strecke die konditionell anspruchvollste sowie dort teilweise auch mit stärkerem Verkehrsaufkommen zu rechnen gewesen wäre. Noch vor der Abfahrt auf dem Campingplatz dürfen die Kids noch auf die Motorräder unserer Zeltnachbarn sitzen und den Motor anstellen. Auch sie sind wie so viele hier Richtung Atlantik unterwegs. Die Zugfahrt mit einmal umsteigen verläuft problemlos, so dass wir gegen 13.00 Uhr bei über 30 Grad im Schatten unsere erste reine Nachmittags-Etappe in Angriff nehmen können. Unser Ziel ist das ca. 35 km entferne Verdun-sur-le-Doubs. Neu im Angesicht der Saone verlassen wir die Grossstadt, folgen der unverändert gut ausgeschilderten EuroVelo Route 6 zunächst noch etwas entlang der Saone. Schon bald aber staunen wir über die weiterhin vorhandenen Hochwasserfolgen, welche trotz einwöchigem super Wetter noch bestehen. Wir fahren vorbei an Spielplätzen, Wiesen & Weiden, welche noch immer tief im Wasser liegen. Auch der Fahrradweg entlang der Saone ist teilweise unter Wasser. Einen ersten Abschnitt durch 15-20 cm tiefes Wasser über ca. 50 m durqueren wir noch fahrend und erfreuen uns an diesem Abenteuer. Ein weiterer Versuch einige Minuten später misslingt jedoch, Rebi steht Schienbeintief mit Turnschuhen im Wasser, eine Durchquerung des ca. 100 m langen überschwemmten Radweges scheint uns auch mit Abenteuerlust so nicht umsetzbar. Mit unserem Smartphone schauen wir auf Google Maps nach alternativen Routen und werden fündig. Auf wenig befahrenen Landstrassen fahren wir schliesslich via der Ortschaft Gergy nach Verdun-sur-le-Doubs. Wir freuen uns, dass wir nach diesem intensiven Tag bereits vor 16.00 Uhr das Städtchen erreichen und steuern den Campingplatz an der Saone an. Als wir den Campingplatz erreichen erfahren wir jedoch umgehend, dass der Campingplatz noch geschlossen ist, weil noch viele Teile unter Wasser stehen. Uns wird mitgeteilt, dass auch der Campingplatz auf der anderen Seite der Saone deswegen geschlossen sei. Im Internet suchen wir noch nach B&Bs, Zimmern etc aber leider erfolglos, auch die Dame im Touristenbüro versucht mehrere Hotels etc. anzurufen, überall heisst es jedoch dass sie ausgebucht sind. Etwas ratlos überlegen wir, wie wir vorgehen sollen. Wir beschliessen, uns im nahen Einkaufszentrum mit Essen & Trinken einzudecken, so dass wir ggf. bei einem Bauernhof oder "wild" campieren könnten. Als wir unsere Einkäufe auf die Fahrräder packen, kommt gerade ein anderer Fahrradfahrer aus dem Laden, er stammt aus Deutschland und ist pensioniert. Wir kommen ins Gespräch und erzählen ihm von unserer Situation. Da sagt er uns tatsächlich, dass der Campingplatz auf der anderen Seite der Saone heute nun doch noch öffnete, weil die Nachfrage so gross sei. Auch er habe diesen Tipp von einer anderen Person, einem Franzosen, erhalten. Fast etwas ungläubig, aber unglaublich dankbar fahren wir zu diesem Campingplatz und tatsächlich hat dieser geöffnet. Der Platz ist etwas höher gelegen als der Platz auf der anderen Uferseite, doch auch hier liegt der untere Teil im Wasser. Der Besitzer weist die Fahrradfahrer an, im oberen Bereich das Zelt aufzustellen und auch wenn es auf diesem sehr einfachen Campingplatz erstmals nicht mal WC Papier hat, sind wir einfach sehr froh, gegen 17.30 Uhr endlich definitiv angekommen zu sein. Der Gesprächsbedarf der Tourenfahrer ist hier gross, denn viele haben die überfluteten Routen erlebt, zwei Biker erzählen, dass sie im Dreck gestürzt sind. Wie wir heraushören, sollten die Fahrradwege ab hier Richtung Osten aber wieder gut fahrbar sein. Die Probleme bestehen also ausschliesslich zwischen Chalon-sur-Saone und Verdun-sur-le-Doubs. Denn hier vereinen sich die Flüsse Doubs und Saone. Wir nützen die letzten Sonnenstrahlen am Abend noch, die nassen Socken / Schuhe vom Ausflug ins Hochwasser zu trocknen & zu Duschen. Im Wetter-App sehe ich dann, dass für diese Nacht sehr starke Winde (bis 70 km/h) und sehr starke Regenfälle gemeldet sind. Sicherheitshalber sichere ich unser Zelt zusätzlich.
24.07.2021 + 25.07.2021 - Verdun-sur-le-Doubs nach Saint-Jean-de-Losne
Was war das für ein eindrückliches Gewitter diese Nacht. Wie in der Wetter-App vorhergesagt zog irgendwann gegen 02.00 Uhr ein extremes Gewitter auf. Es windete stark, laute Donnergeräuschte ertönten über uns und während ca. 1 Stunde war der Himmel und entsprechend unser Zelt von den dutzenden Blitzen hell erleuchtet. Natürlich waren alle ausser unser Jüngster hellwach. Mir ist nicht bekannt, wann ich je so ein Gewitter erlebt habe. Wir harrten aus, hofften und irgendwann liess der starke Wind etwas nach, die Abstände der Donnergeräusche wurden länger, so dass wir irgendwann wieder alle einschlafen konnten. Nun haben wir alles zusammengepackt, natürlich ist das Zelt noch nass, eigentlich möchten wir gegen 10.00 Uhr abfahren, doch da scheint sich schon das nächste Gewitter anzubahnen, so dass wir unseren Start nochmals verschieben. Wir sitzen bereit unter dem Dach der Sanitären Anlagen, spielen und lesen Bücher vor, bis wir dann gegen 11.00 Uhr endlich starten, in Regenvollmontur erstmals. Auf den Strassen erblicken wir viele Aeste. Es wechseln sich Regen- und Trockenphasen und wir "feiern" die erreichte 200 km Marke. In der Ortschaft Seurre gehen wir dann gegen 12.30 Uhr in ein Restaurant, dort bleiben wir bis 14.30 Uhr, da während dessen erneut sehr starke Regengüsse fallen. Wir sind froh, diese Zeit drinnen im Trockenen verbringen zu können. Wir setzen dann die Fahrt fort, vorbei an Sonnenblumen- und Maisfeldern, durch kleine Dörfer mit wenig Verkehr, teilweise haben wir auch die offizielle Radroute verlassen. Die letzten km vor Saint-Jean-de-Losne führt dann wieder schön entlang der Saone. Nach 47 km erreichen wir gegen 17.00 Uhr unser Ziel und sind froh, dass der Campingplatz trotz des Hochwassers und dem nächtlichen Gewitter geöffnet hat. Hier möchten wir 2 Nächte bleiben, also morgen Sonntag einen Ruhetag machen. Spontan mieten wir deshalb einen Wohnwagen, welcher zu unserer Ueberraschung noch nicht belegt ist. Die Kids aber auch wir freuen uns riesig. Auf dem Weg hierher haben wir sehr viele Gewitterspuren der Nacht gesehen, an diversen Bäumen sahen wir dicke, abgeknickte Aeste und natürlich waren die Wege oft mit Aesten verseht. Wir sind überaus dankbar, dass unser Baum direkt über dem Zelt letzte Nacht gehalten hat. Ebenfalls konnten wir heute in einer Apotheke Medikamente holen gegen die fiesen ausgeprägten Schwellungen welche bei unseren Kindern durch die Mückenstichen im Gesicht bzw. an den Füssen entstanden sind. Der Campingplatz hier hat wieder einfachen Standard, jedoch immerhin mit Restaurant und ausserhalb fliesst sehr schön die Saone. Am Sonntag nützen wir den Ruhetag um unsere Kleider zu waschen und das Zelt trocknen zu lassen. Zudem besuchen wir ein kleines Museum über die Schifffahrt der Region. Die Stadt bietet jedoch nicht wirklich spannendes, obwohl hier der bisher grösste Hafen unserer Tour liegt. Wir treffen hier auf dem Campingplatz jedoch eine andere Schweizer Familie, welche ebenfalls mit ihren zwei 7 und 8 jährigen Kindern auf Fahrradtour unterwegs sind. Die Kinder freuen sich sehr, mal wieder in der gewohnten Sprache mit etwa Gleichaltrigen Kindern unterwegs zu sein und setzten sich das Ziel, den Code für die Autobarriere herauszufinden, was sie schlussendlich mit Freude erreichten... Auf Nachfrage was für unsere Kinder die bisherigen Highlights der Tour sind, folgen die nicht ganz überraschenden Antworten: Glace essen und im Pool Baden... :-)
26.07.2021 - Saint-Jean-de-Losne nach Dole
Für den heutigen Tag haben wir bewusst nur eine kürzere Route über 30 km ausgewählt, denn in Dole erwartet die Kids wieder ein Pool, worauf sie sich sehr freuen. Wir starten gegen 10.00 Uhr und fahren zunächst noch ca. 4 km entlang der Saone, dann zweigt unser Fahrradweg ab und wir folgen nun dem Rhein-Rhone-Kanal bis nach Dole. Die Route gefällt, sie führt oft entlang Gewässern und wie so oft ist ein grosser Teil ist autofrei. Bereits gegen 12.30 Uhr erreichen wir Dole. Die Stadt am Doubs gefällt uns sehr und ist auf jeden Fall eine Besuch wert. Mit ca. 25 Grad herrschten heute ideale Fahrradtemperaturen. Den Abend verbringen wir noch mt einer längeren Besichtigung der Altstadt.
27.07.2021 - Dole nach Osselle
Wir fahren erst wenige 100 m, als der Lenker am Fahrrad unserer Tochter plötzlich nicht mehr richtig funktioniert, er klemmt, das ist ja ein Start... So schauen wir nach, wo der nächste Fahrrad Mechaniker zu finden ist und müssen anschliessend mehrere Kilometer und mit einigen Höhenmetern verbunden in die entgegengesetzte Richtung fahren. Wir sind jedoch sehr dankbar, als sich der Mechaniker gleich Zeit nimmt, das Fahrrad zu reparieren. So können wir schliesslich gegen 12.30 Uhr starten. Ab Dole führt die Route neu entlang des Doubs und eines Seitenkanals. Die Landschaft mit dem breiten Doubs bringt einen neuen visuellen Reiz, schön siehts hier aus, etwas abwechslungsreicher mit etwas mehr bzw. grösseren Hügeln in der unmittelbaren Umgebung. Wir fahren fast nur auf autofreien Fahrradwegen und entlang der Route gibts sogar einen schönen Spielplatz. Da sitzen bereits 2 andere Schweizer Biker-Familien und so nützen wir diese bisher einmalige Chance am Spielplatz eine kleine Pause zu machen. Um 16.30 Uhr nach 48 km erreichen wir den schön an einem Badesee gelegenen Campingplatz. Der Badesee ist auch für nicht Camper zugänglich und es hat nebst einer Bar hats dort auch einen tollen Spielplatz und es können Pedalos, Kanus, und SUP gemietet werden. An der Bar nehmen wir eine Crepe zum zVieri und dann gehts ab in den See. Als Ueberraschung für die Kinder mieten wir noch ein Stand up Paddle. Abends kochen wir uns eine Portion Spaghetti, müssen dann aber bei beginnendem Regen in das Vorzelt zügeln um weiter zu essen. Zum Glück haben wir ein grosses Vorzelt und 4 kleine Stühle mit einem kleinem Tisch dabei.
28.07.2021 + 29.07.2021- Osselle nach Besancon
Eigentlich wäre es toll gewesen, hier einen weiteren (Ruhe-) Tag zu bleiben. Da aber wieder Starkregen gemeldet ist für die Zeit in Besancon, haben wir vor 2 Tagen ein Hotelzimmer gebucht. Wir waren zwar etwas hin- und hergerissen, aber ein Pool beim Hotel sowie ein günstigerer Preis als in einer Jugendherberge hat uns dann überzeugt. Zunächst jedoch wollen wir es uns nicht entgehen lassen, die Tropfsteinhöhle "Grottes d'Osselle" anzuschauen. Da die Führungen nur stündlich, immer zu vollen Stunde stattfinden, müssen wir jedoch bis 11.00 Uhr warten. Die 6 Zusatzkilometer (Hin- und zurück) haben sich dann aber vollends gelohnt. Die Grotte kann während ca. 1,5 Stunden auf einem Pfad von ca. 1,2 km durchlaufen werden. Wir entscheiden uns deshalb, anchliessend nochmals zurück auf den Campingplatz zu gehen und dort zu Mittagessen, so dass wir erst gegen 14.15 Uhr starten können. Die Landschaft entlang des Doubs mit seinen schönen Jurahügeln gefällt uns. In der Stadt Besancon müssen wir dann vom Doubs noch hoch über 2 Stadthügel fahren, fast so etwa wie San Francisco Miniatur :-). Gegen 17.00 Uhr erreichen wir das Hotel und kaum angekommen planschen die Kids schon im Aussenpool. Für den Folgetag nehmen wir eine öV Tageskarte und besuchen "La Citadelle" (UNESCO) auf dem Hügel der anderen Doubs-Seite. Eine Besichtigung der Burg ist sehr empfehlenswert, es gibt da auch viele Tiere zu bestaunen und die Aussicht auf den Doubs hat Postkarten-Charakter, so dass wir inkl. Mittagessen locker einen halben Tag dort verbringen. Danach schlendern wir noch etwas durch die diversen Einkaufsstrassen und empfindenn die relativ hohe Polizei- und Militärpräsenz doch etwas ungewöhnlich. Am Abend geniessen wir in einem asiatischen Restaurant am Doubs noch das Abendessen, was uns dann aufgrund sehr langen Wartezeiten eine Rückkehr ins Hotel erst kurz vor 23.00 Uhr möglich macht. Doch der Ruhetag hier in Besancon hat sich jedenfalls gelohnt.
30.07.2021 - Besancon nach Baume-les-Dames
Gemäss unseren EuroVelo 6 Reiseführer sind es bis Basel noch ungefähr 190 km. Die letzten Etappen kündigen sich also langsam an. Wir verlassen die Stadt gegen 10.15 Uhr und sind relativ rasch wieder auf dem offiziellen Fahrradweg am Doubs. Uns fällt auf, dass die Zivilisation entlang der Route etwas zunimmt, denn erstmals entdecken wir direkt an der Route 2 kleine Restaurants. Wir sind zunächst noch etwas unschlüssig, wie weit wir heute fahren möchten, denn die Kinder spüren natürlich, dass sie gestern Abend sehr spät eingeschlafen sind. Wir entscheiden uns dann, heute bis Baume-les-Dames zu fahren. Am rechten Doubsufer ragen hohe Waldhügel empor. Der Himmel verdunkelt sich zunehmend und leider müssen wir dann tatsächlich nur 1,6 km vor dem Campingplatz einen längeren Halt einlegen, bis der Platzregen vorbeigezogen ist. Google Maps führt uns dann an einen Platz, wo leider gar kein Campingplatz (mehr?) ist. Eine ältere Frau meint sogar, hier im Dorf gebe es keinen Campingplatz. Es heisst also neu planen, zunächst suchen wir einen Supermarkt auf um für heute Abend und Morgen einzukaufen und haben uns schon damit abgefunden, heute nochmals einige Kilometer zum nächsten Campingplatz fahren zu müssen, als wir doch noch unverhofft einen Wegweiser mit "Camping" entdecken. Wir finden dann gegen 16.00 Uhr nach einer Tagesetappe von 40 km tatsächlich einen ruhigen, angeblich mit 3 Sternen verdienten Campingplatz und fragen uns, wie die 3 Sterne wohl erreicht wurden. Denn es hat zwar diverse Hütten zum Mieten, aber z.B. kein Restaurant, kein Laden, kein Pool, kein WC-Papier, dafür aber einen Aufenthaltsraum und Platz für unser Zelt :-). Irgendwie aber schätzen wir diese sehr ruhige Atmosphäre hier. Wir kochen, finden ein paar Stühle und einen Tisch und stellen ihn unter ein Dach, wodurch wir trotz gelegentlichen Regengüssen draussen essen und später auch noch Spiele machen können.
31.07.2021 - Baume-les-Dames nach L'Isle-sur-le-Doubs
Ja die Ortsnamen sind lange und geprägt von Bindestrichen... :-). Um 10.30 Uhr haben wir alles eingepackt und gegessen, so dass wir bei noch trockenen, aber bewölktem Wetter starten können. Erneut sind viele Leute am Doubs am Fischen. Vor der Ortschaft Clerval verlassen wir das Flusstal und haben dann 2 knackige Aufstiege zu meistern, ein Anstieg, der mir mit dem Follow-me fast mehr abverlangt als unserer Tochter, die die Höhenmeter bravurös meistert. Unsere bereits am Morgen vorbereiteten Sandwiches essen wir dann später an einem klitzekleinen Strand am Doubs sitzend und geniessen die tolle Aussicht aufs Wasser. Wir gewinnen akutell stetig etwas an Höhenmeter und wir haben das Gefühl, dass wir dies in den heutigen 35 km erstmals etwas gespürt haben. Der Campingplatz ist wieder relativ stark mit Mücken besiedelt, woran vor allem unsere Kinder stark leiden (Augen, Finger). Da unser WC-Papier langsam zu Ende geht, kaufen wir neues, denn es hat hier wieder mal kein WC-Papier. Von der 4er Rolle WC-Papier verschenken wir 3 Rollen an andere Biker / Camper und alle nehmen sie dankend an. Bei der weiteren Planung stellen wir fest, dass es in Montbeliard keinen Campingplatz gibt (Anmerkung:14 km südlich von Montbeliard in der Ortschaft Mandeure hat es einen Campingplatz) bzw. der nächste nahe der EuroVelo 6 gelegene Campingplatz erst in Mulhouse kommen wird. Dies veranlasst uns etwas widerwillig, in Montbeliard nochmals eine Hotelübernachtung inkl. Ruhetag zu buchen, denn das Städtchen soll angeblich sehenswert sein und so möchten wir die Uebernachtung möglichst stadtnah haben.
01.08.2021 und 02.08.2021 - L'Isle-sur-le-Doubs nach Montbeliard
Heute ist Schweizer Nationalfeiertag, doch davon spürt man hier in Frankreich trotz einigen Schweizern on Tour natürlich nichts. In der Nacht hat es geregnet, die Mücken kreisen um uns herum, hier essen können wir nicht da man hier kein Frühstücks-Brot bestellen konnte. Uns wurde aber gesagt, dass auch heute Sonntag in der Nähe eine Bäckerei geöffnet hat. So packen wir unsere sieben Sachen und fahren wenige Hundert Meter zur Bäckerei und gönnen uns da ein Frühstück. Auch ein paar andere Tourenradler vom Campingplatz fahren hier kurz vorbei, holen Kaffee, Baguette, Croissants etc. Hier in diesem Ort fühlt es sich erstmals an wie in einem "ganz gewöhnlichen" Städtchen mit bekannt guter Infrastruktur mit Läden, Restaurants und lebhafter Zivilisation ohne gleichzeitig Touristenort zu sein. Unser Frühstück endet gegen 10.30 Uhr und so machen wir uns auf den Weg zur nur 26 km langen Etappe nach Montbeliard. Die Route führt uns erneut entlang eines Seitenkanals sowie des Doubs und wie bereits bei der letzten Etappe durften wir wieder einen kleinen Anstieg von ca. 289 m.ü.M. beim Start auf ca. 364 m.ü.M. bei Etouvans überwinden. Diese Ortschaft bildet wahrscheinlich den höchstgelegenen Punkt unserer Familientour. Da erkennt man, dass diese Route wirklich vorwiegend flach verläuft, eben ideal für Fahrradtouren mit Kindern. Um 12.30 Uhr erreichen wir das durch viele Blumen einladend wirkende Städchen Montbeliard. Wir nützen die fast leere Fussgängerzone um einen ersten Eindruck der Stadt zu erhalten. Doch unser nasses Zelt wartet auf Trocknung und ein letztes mal möchten wir nochmals ein paar Kleider (von Hand) waschen. So hängen wir im Hotel alles auf und sind geduscht, gebadet als es draussen wieder anfängt zu Regnen. Wir sind dankbar, sind wir heute unterwegs erneut trocken geblieben und nach den Regengüssen machen wir uns auf, den Park "Pres la rose" (wunderbarer Park mitten in der Stadt) zu erkunden. So spielen wir "Räuber und Bullen" im überaus spannenden Labyrinth bestehend aus ca. 1,50 m hohen Pflanzen, entdecken riesengrosse Metall-Insekten zum Draufsitzen, wunderbare Spazierwege und sind schliesslich froh haben wir gleich in der Nähe unsere Unterkunft gebucht. Erste Wegweiser zeigen den Weg in die Schweiz, so ist z.B. die Ortschaft Boncourt im Kanton Jura nur 20 Autokilometer von hier entfernt. Da wir aber entlang der Gewässer auf der der EuroVelo 6 über Mulhouse fahren werden, stehen uns bis Basel weiterhin noch fast 100 km bevor. Abgesehen von den erneut fiesen Mückenstichen am Gesicht, Händen und Beinen der Kinder fühlen wir uns weiterhin pudelwohl. An unserem Ruhetag am Montag besuchen wir den Outdoor-Laden Decathlon und lassen uns von den Kindern überreden, trotz starker Bewölkung und mässig warmen Temperaturen auch hier das öffentliche Freibad zu besuchen. Wir bleiben zwar nicht sehr lange, amüsieren uns aber trotzdem innerlich etwas am vielen Personal (Securitas, Reinigungspersonal, div. Bademeister), welche kaum was zu tun haben ausser uns zu beobachten, uns von Pool zu Pool zu folgen und uns auf die gewisse Regeln hinweisen. Denn lange sind wir die einzigen Gäste, bis sich schliessilch doch noch 1 andere Person dazu gesellt. Am Nachmittag gehen wir nochmals zum schönen Park und besuchen das "Pavillon des sciences" (Wissenschaftsmuseum) und nachdem wir gestern Abend japanisch gegessen haben, finden wir heute erstmals ein Restaurant das diverse Pastagerichte anbietet. Was für eine Wohltat nachdem in den letzten 2 Wochen praktisch überall nur Pommes als Beilage angeboten wurden.
03.08.2021 - Montbeliard nach Mulhouse
Bei unserer zweitletzten Etappe folgt nun also noch die längste Tagesdistanz der Tour. Der Doubs hat uns leider unmittelbar vor Montbeliard Richtung Süden verlassen, so dann wir heute dem Allan oder Allaine Kanal und später dem Rhein-Rhone-Kanal folgen. Zunächst gewinnen wir bis Montreux-Vieux nochmals minimal an Höhe (bis ca. 360 m.ü.M., bevor es dann auf den weiteren ca. 30 km tendenziell abwärts nach Mulhouse (284 m.ü.M.) geht. Den ganzen Morgen regenet es in Strömen, teilweise donnert es unüberhörbar. In Anbetracht der heute grossen Distanz ignorieren wir das Wetter bestmöglichst und fahren tropfend weiter. Auch die Kinder ziehen voll mit und geben ihr Bestes. Irgendwann aber ist unser Jüngste am Follow-me wohl so durchnässt und die Temperaturen von ca. 20 Grad sind bescheiden hoch, dass er beginnt zu frieren. Die Kälte vergeht erst, als wir ihn vom Follow-me abhängen, damit er selber fahren muss und dadurch warm bekommt. Gegen Mittag um 12.30 Uhr erreichen wir die Ortschaft Dannemarie, hier ist sogar erstmal ein Auto-Wegweiser nach Basel zu sehen. Fast 2 Stunden lassen wir uns für die Mittagspause im schönen Restaurant Zeit zu Essen, die schönen tierischen Wandmalereien zu bestaunen, die nassen Kleider zu wechseln sowie uns zu wärmen. So sind wir alle wieder gestärkt und fahren bis 16.00 Uhr zum Campingplatz in Mulhouse. Wir Eltern staunen sehr als wir feststellen, dass unsere Kinder heute 56 km bzw. 30 km ganz alleine gefahren sind und das bei diesem wechselhaften Wetter. Kaum haben wir eingecheckt, sind die Kinder schon wieder auf dem Weg in den beheizten (!) Pool. Noch ein letztes mal nehmen wir unseren Camping-Kocher hervor im Wissen, dass diese Pfannen zumindest bei Reisen zu Viert zu klein und entsprechend wohl bald ausgedient haben. Auch wenn wir heute Morgen voll verregnet wurden, hatten wir bisher viel Wetterglück, denn mit Ausnahme von 2 verregneten Halbtagen blieben wir grundsätzlich trocken während dem Fahrradfahren.
04.08.2021 - Mulhouse nach Basel
Zum Schluss haben wir es uns zum Frühstück nochmals richtig gut gehen lassen und 3 Frühstücks-Körbe bestellt. Wow, gehts uns gut! Trotzdem starten wir bereits um 09.40 Uhr zur allerletzten Etappe, welche uns heute bis vor unsere Haustür führen sollte. Wir fahren zunächst etwas durch die Stadt von Mulouse, entdecken im Rhein-Rhone-Kanal wahrscheinlich wieder eine schwimmende Biberratte und folgen dann dem Hüningen-Kanal, wobei wir aufgrund der hohen Büsche oft nicht direkten Kanalblick haben. In Kembs machen wir nochmals einen Mittagsstopp und werden erstmals auf Deutsch angesprochen. Auf unasphaltierten, aber gut fahrbaren Wegen fahren wir durch die "petit camargue", wobei vom Fahrradweg aus nicht wirklich landschaftliche Besonderheiten zu erkennen sind. Freude haben wir dann aber an den vielen aufgestellten grossen Landschafts- und Tierbildern entlang des Weges, welche uns bis Hunigue begleiten und die Fahrt trotz nun leichtem Regen spannend gestalten. Schliesslich erreichen wir den Rhein und erkennen die Drei-Länder-Brücke, welche für ein Abschlussfoto mit uns hinhalten muss. Nach der Brücke erreichen wir Deutschland und nach weiteren 200m folgt bereits die Grenze zur Schweiz. Zum Glück kennen wir uns in Basel gut aus, denn aufgrund Baustellen verlieren wir die offizielle EuroVelo Route 6 schon bald aus den Augen und fahren dann entlang des Rheinufers vorbei an den 5 städischen Rhein-Brücken bis nach Hause. Unsere Velo-Reise in Frankreich ist somit zu Ende und wir staunen, wie toll die Kinder das "Leben on Tour" mitgemacht und mitgetragen haben. Während unsere Tochter in diesem Jahr erstmals die ganze Strecke über 554 km mit eigener Kraft bewältigen musste, fuhr unser Sohn wenn immer es die autofreien Routen zuliessen 10 - 20 km (einmal sogar 30 km) total 130 km selbständig, natürlich half es beiden Kindern sehr, manchmal Musik oder einen Geschichte zu hören und auch der Fahrradcomputer mit der Anzeige der gefahrenen Distanz bzw. der Geschwindigkeit etc. war sicherlich motivationsfördernd. So sind wir sehr dankbar, dass trotz ein paar Abenteuern schliesslich alles so gut geklappt hat und wir zusammen eine abwechslungsreiche Ferienzeit verbringen durften.