Kosovo
Biker Infos
Allgemeines:
Der Kosovo grenzt im Südwesten an Albanien, im Nordwesten an Montenegro, im Norden und Osten an Serbien und im südosten an Mazedonien. Mit ca. 10'887 km2 ist der Kosovo das kleinste Land Südosteuropas, etwa 40% des Landes sind Waldgebiet. Durch den Westen des Landes fliesst der Fluss "Weisse Drin", welcher in der Nähe von Pec entspringt. Der Drin ist mit 122 km gleichzeitig der Längste Fluss im Kosovo. Einige Seen und Stauseen befinden sich im Landesinnern sowie an den Grenzen zu Serien und Albanien. Geographisch besteht das Land aus 2 Talbecken, dem Kosovo Polje/Fusha e Kosoves (Amselfeld) um die Hauptstadt Pristina und der Ebene Dukagjin/Metohija im Westen des Landes, welches von hohen Gebirgen umgeben ist. Die Hochgebirgslandschaften an den Grenzen zu Albanien, Montenegro und Mazedonien erreichen durchweg 2500m. Höchster Berg ist der "Gjeravica/Deravica" mit 2656 m.ü.M. (bei Pec). Amtssprachen sind Albanisch und Serbisch, in einigen Gemeinden auch Türkisch, Bosnisch und Romanes.
Klima /Wetter:
Im Kosovo herrscht gemässigtes kontinentales Klima.
Währung / Preisniveau:
Im Kosovo gilt der Euro, das Preisniveau ist jedoch sehr tief. Besonders kleinere Läden ist es häufig ein Ding der Unmöglichkeit, grössere Beträge oder viel Münz als Rückgeld zu geben. Wir machten im Jahr 2011 einmal die Erfahrung, dass bereits das Rückgeld auf eine 5 Euro Note (bei Kosten von 0.60 Euro für 2 kleine Flaschen Cola) nicht möglich war (Jahr 2011). Bei unserer 2.Tour im 2015 bezahlten wir für zwei Abendessen (1x Rumpsteak, 1x Poulet-Curry, 2x Salat, 1,75 Liter Mineral) 18 Euros.
Vom Kosovo nach Serbien:
Da Serbien den Kosovo nicht als autonomen Staat anerkennt, erhält man an der kosovo-serbischen Grenze von serbischer Seite keinen Einreise-Stempel. Es fehlt somit die Aufenthaltsbewilligung für den Aufenthalt in Serbien, was unterwegs oder auch bei der Ausreise aus Serbien zu Problemen führen könnte. Aufgrund dieser Situation sollte man zwingend nicht über den Kosovo nach Serbien reisen sondern auf ein anderes Land ausweichen (z.B. Montenegro).
Radfahren:
Meine Erfahrungen begrenzen sich auf 2 Touren mit Beginn in Pristina mit jeweils ca. 1 Tagesetappe. Im 2011 fuhren wir ab Pristina südwärts Richtung Mazedonien, im 2015 westwärts Richtung Pec und von da nach Montenegro. Auffallend war die sehr gute Beschilderung an Ortseingang und - Ausgang. Die Strassen sind weitgehend asphaltiert und abgesehen von ein paar Schlaglöchern & Erhebungen am Strassenrand ganz oK zum Fahrradfahren. Obwohl auf der Strasse E 65 südwärts (angeblich) häufig gerast wird, machten wir auf den Nebenstrassen keine negativen Erfahrungen. Die Hauptachse westwärts ist zunächst noch 2 spurig (ca. 30 km), wird dann aber einspurig und etwas ruhiger (Stand 2015). Häufig wird durch ein kurzes, frühzeitiges Hupen das Ueberholmannöver angekündigt. Auch das Verkehrsaufkommen auf den Nebenstrassen sowie südwärts Richtung Bicevac Pass hielt sich stark in Grenzen. Meiden sollte mann wie wir erfuhren jedoch das Fahren in Dunkelheit, da die Fahrzeuge teilweise ohne Licht unterwegs sind und auch Steinschlag ist durchaus ein Thema.
Camping / Zimmer
:
Ueber unsere Uebernachtung wenige km vom Flughafen Pristinas entfernt (2015) gits nichts spezielles zu berichten. Unsere Erfahrung im 2011 beschränkt sich auf 1 Uebernachtung für 20 Euro in einer Hütte / Kabine nach dem Picevac Pass. Bis der Generator am späteren Abend angeschaltet wurde, hatten wir weder Licht noch warmes Wasser. Obwohl die Hütte äusserlich recht ansprechend war und sich die Leute Mühe gaben dass wir uns wohl fühlen (brachten z.B. Kerzen vorbei damit wir etwas Licht hatten), bestanden doch einige Mängel, welche wir auch als Folge davon (Wanzenbisse?) auch noch Tage später spürten. Im Allgmeinen werden immer mehr kleinere Hotels gebaut, in welchem man günstig übernachten kann. Wild zelten ist höchstens in den Bergregionen möglich.
Der Kosovo aus meiner Sicht:
Tour 2011: Wir waren fast gerührt über die Freude der Kinder und einiger Erwachsenen, dass wir ihr (noch junges) Land besuchen. Wir erlebten kleine Dörfer wo fleissig neue Häuser entstehen und waren doch etwas erstaunt, dass noch in vielen Gebieten (auch Städten mit Restaurants) zu gewissen Zeiten kein Strom vorhanden ist (Stromsperren!) Das Land ist stark besiedelt und gerade in den Bergregionen hat es ein paar landschaftlich ganz schöne Gebiete. Auch wenn noch viele Probleme bestehen, hatten wir das Gefühl, dass die Leute hier positiv denkend an ihrer neuen Zukunft arbeiten.
Tour 2015: Auch vier Jahre später gibt es entlang der Strassen immer noch auffallend viele Auto-Werkstätten, aber auch Tankstellen und Restaurants. Die Ebene bis Pec bietet landschaftlich wenig sehenswertes, ausser natürlich der (fast) ständige Blick auf die hohen, im April noch schön verschneiten Berge an der Grenze zu Albanien und Montenegro.
Anforderungen:
Die Bergregionen warten mit ein paar schönen Steigungen. Ausserhalb ist es vorwiegend flach.
Persönliche Bewertung:
Ein Land im Neuaufbau. Kulturell interessant, landschaftlich primär in den Bergregionen mit einzelnen schönen Gebieten.
Tagebuch 2011
Vorwort:
Nach unserer Tour im 2009 in Kroatien, Bosnien und Montenegro wagen wir es in diesem Jahr noch etwas Südlicher. Dank neuen Flugverbindungen ab Basel nach Pristina konnten wir uns eine 2 wöchige Tour durch den Kosovo, Mazedonien, Albanien und Nordgriechenland bis Thessaloniki zusammenstellen. Wir sind sehr gespannt, was wir in diesen "ärmeren" Ländern Europas erleben und sind gespannt, was für Landschaften wir durchqueren werden. Der Kosovo, Mazedonien und vor allem Albanien zählen für mich zu den wohl fahrradtechnisch "exotischsten" Ländern in Europa. Umgekehrt stellt sich die Frage, wie "exotisch" wir als Tourenfahrer auf dem Fahrrad für diese Leute wohl sind? Was erwartet uns z.B. in Albanien, welches 1967 ein totales Religionsverbot erliess und die Menschen bis zum Sturz des kommunistischen Regimes im Jahre 1990 völlig isoliert vom restlichen Europa lebten? Oder wie weit ist der "neue" Staat Kosovo bereits und was für Landschaften werden wir in Mazedonien und im unbekannten Norden Griechenlands antreffen? Dies alles werden wir dank der Langsamheit des Fahrradfahrens bald erfahren... Auf gehts in 4 für uns neue Bike-Länder...
09.06.2011 Pristina Airport (RKS) - Bicevac Pass 70 km
Bereits um 03.00 Uhr hiess es heute Tagwache, denn unser Flug von Basel nach Pristina war bereits auf 06.20 angesetzt. Nach einer frühmorgendlichen 15km langen Fahrt zum Flughafen und reibungslosem Flug verzögerte sich dann jedoch die Landung um etwa 30 min, da ein heftiges Gewitter direkt über dem Flughafen von Pristina eine Landung nicht zuliess. Schliesslich erreichten wir die Halle des Flughafengebäudes und waren zunächst mal überrascht von diesem sehr einfachen, und kleinen Flughafen mit gerade mal 1 Gepäckannahme-Bahn. Während wir unsere Fahrräder wieder tourentauglich zusammen setzten, gesellten sich bereits ein etwas Deutsch sprechender freundlicher Polizist und ein Flughafenmitarbeiter zu uns und beobachteten uns und unsere Fahrräder neugierig. Gerade rechtzeitig als wir das Flughafenareal verliessen, zeigte sich dann etwas die Sonne und so starteten wir auf einer Höhe von ca. 652 m.ü.M. gespannt zu unserem Tourtag im Kosovo. Unsere Route führte uns auf einer Nebenstrasse nach Lipljan, weiter nach Stimlje, Urosevac und nach 5 km auf der stärker frequentierten Strasse E 65 folgte der schöne und ruhige Anstieg zum Picevac Pass auf 1090 m.ü.M. Auf dieser rund 70 km langen Strecke durch einige Dörfer südwärts zur mazedonischen Grenze erlebten wir denn auch unsere ersten "aussergewöhnlichen" Eindrücke. Als wir z.B. gleich zu Beginn so gegen 10.30 Uhr in einem kleinen Einkaufsladen 2 kleine Flaschen Cola zum Preis von 0.60 Euro kaufen wollten, konnte uns der Verkäufer auf unseren 5 Euro Schein kein Rückgeld geben, zu gross war die Differenz bzw. zu viele Münzen wären dazu nötig gewesen. So wollte er uns die Getränke tatsächlich schenken (!!), was wir natürlich ablehnten und einfach noch ein paar Sachen dazu kauften. Vor allem auch Kinder zogen wir mit unseren Fahrrädern in den Bann, einige staunten bloss, andere winkten oder riefen uns zu. Ein ca. 40 jähriger Mann kam sogar extra aus dem Haus gelaufen als wir gerade davor standen, nur um uns zu begrüssen und unsere Hände zu schütteln. Auch ältere Leute riefen uns zu, Autofahrer hupten freundlich während andere uns eher etwas verwundert nachschauten.
Die Landschaft zeigte sich uns sehr grün und bestehende Backsteinhäuser werden durch viele sich im Bau befindenden Häuser ergänzt. Auffallend viele (Klein-) Autoreparaturwerkstätten, kleine Läden aber auch immer wieder Abfalldeponien entdeckten wir entlang den Strassen. Kühe (häufig nur 1 oder 2) grasten unter den wachsamen Augen des Besitzers, Pferde weideten, Hühner belebten den Strassenrand der Dörfer und nebst einigen Pferdewagen, Lieferwagen mit Deutschen Aufschriften bzw. Schweizer Firmennamen , kamen uns auch immer wieder Militärfahrzeuge der "KFOR" (=Kosovo Force unter der Leitung der NATO) entgegen, die für ein sicheres Umfeld für die Rückkehr der damaligen Flüchtlinge sorgen. Aufgefallen ist uns, wie auffällig viele männliche Teenager und junge Erwachsene wir von der Strasse aus sahen. Das weibliche Geschlecht war verhältnismässig sehr schwach vertreten.
In der einzigen grösseren Stadt von heute, in Urosevac, gönnten wir uns das Mittagessen und genossen für günstige 4.50 Euro 1 Hamburger, 1 Kebab sowie 2 Colas. Als Rebi dann die Toilette aufsuchen wollte, übergab man ihr zu ihrer Verwunderung ein Feuerzeug, denn das WC war stockdunkel und das Licht funktionierte nicht. Erst als wir stadtauswärts fuhren und pünktlich um 14.00 Uhr plötzlich gleichzeitig vor jedem Restaurant Generatoren anfingen zu drönen, realisierten wir, dass es sich hierbei entweder um Folgen des Unwetters oder aber um eine "erzwungene" Stromsperre handeln musste...
Erst nachdem wir den Aufstieg zum Bicevac Pass geschafft hatten und wir uns während der Abfahrt nach einer Uebernachtungsmöglichkeit umschauten, erlebten wir dann doch noch unser erstes und einziges negatives Erlebnis: Als wir an einem Restaurant mit der Aufschrift "Kamping" anhielten und wir erfuhren, dass diese nur 5 "Hütten" zu vermieten haben (wir aber eigentlich zelten wollten), wurde uns dann schliesslich angeboten, dass wir unser Zelt gratis auf dem Gelände aufstellen dürfen. Andere Gäste waren keine da und so waren wir sozusagen installiert, als gegen 18.00 Uhr der "Nachtwächter" auftauchte und uns klar zu verstehen gab, dass sein Chef nicht wolle, dass wir hier gratis übernachten. Entweder würden wir eine Hütte mieten (20 Euro) oder sonst müssen wir den Platz verlassen. Tja, da hatten wir als mit ca. 10 Personen und einem Uebersetzer eine Vereinbarung getroffen, aber keiner von diesen war also der Chef gewesen... So mieteten wir uns eine Hütte, auch hier war bis nach 20.00 Uhr ohne Generator kein Strom vorhanden und nebst diversen anderen Defekten (nasser WC Boden wegen rünnendem Duschschlauch, Storen kaputt, kein Warmwasser zum Duschen etc) an der äusserlich durchaus ansehlichen Hütte mussten wir am nächsten Morgen nach einer verregneten Nacht feststellen, dass an einigen Stellen unseres Körpers (v.a. Arme, Handinnenflächen) einige stark juckenden, geröteten Stellen auszumachen waren, welche wir wohl den Tierchen in der Bettwäsche zu verdanken hatten. Na ja, ist ja nicht weiter schlimm. Mal sehen was uns der 2.Tourtag bieten wird...
10.06.2011 Bicevac Pass - Mavrovo See (MAK) 75 km
Der Regen seit 06.00 Uhr wollte nicht aufhören, doch auch das demonstrative "im Bett liegen bleiben" änderte daran nichts. So mussten wir schliesslich gegen 10.00 Uhr bei Regen in den 2.Tourtag starten. Die Route weiter passabwärts führte uns dann durch eine schön bewaldete Landschaft der mazedonischen Grenze entgegen. Schliesslich erreichten wir die recht bescheiden wirkenden Zollhäuschen, wo wir ordnungsgemäss unsere Pässe vorzuweisen hatten. Gerade als wir abfahren wollten erkundigte sich ein anderer Beamter, ob wir nicht noch etwas zu verzollen hätten, z.B. Zigaretten...? Wir verneinten klar und so war der Weg frei nach Mazedonien. Die Strassen waren sogleich in besserem Zustand als wir es vom Kosovo gewöhnt waren; diese Einschätzung bestätigte sich glücklicherweise auch noch für den restlichen Tag. Hier präsentierten sich uns plötzlich wieder auffällig freie Wiesenflächen, welche zum wild campen einluden. Nun merkten wir erst, dass aufgrund der dichten Besiedlung im Kosovo diesbezüglich doch rechte Unterschiede bestehen. Schliesslich erreichten wir die noch auf 470 m.ü.M. liegende Stadt Tetovo. In einem recht modern eingerichteten Restaurant gönnten wir uns je eine Pizza (CHF 3.50 je Pizza) und erfuhren vom jungen deutsch sprechenden Inhaber, dass er erst vor einem Jahr aus Berlin zurück nach Mazedonien kam, um zusammen mit seinen Eltern hier zu leben. Sie kauften sich dazu ein ganzes Gebäude, wo sie nun zu oberst wohnen, in der Mitte das Restaurant betreiben und im Parterre ein Einkaufsladen geführt wird. Als wir eine der 6 im Angebot stehenden Pizzas bestellten, holten sie also unten im Einkaufsladen die Zutaten und bereiteten die Pizza im Restaurant zu. Super Idee fanden wir. Danach durchfuhren wir das pulsierende Center von Tetovo und spurten uns für die nächsten 25 km parallel zu den grossen Gebirgen Mazedoniens nach Gostivar auf der Autobahn ein. Obwohl diese 2 spurige Strasse leider keinen fahrbaren Seitenstreifen für uns bereithielt, fühlten wir uns dank des eher geringen Verkehrsaufkommen relativ sicher. Und da wir weder die Autofahrer noch die uns überholenden Polizisten zu stören schienen, wussten wir dass wir als Fahrradfahrer auch auf dieser Autobahn geduldet sind. In Gostivar wurde die Autobahn wieder zu einer normalen Fernverkehrsstrasse (E65) und dieser sowie später der Strasse 409 folgten wir schliesslich stetig aufwärts in waldreiche, hügelige Gebiete mitten in den Mavrovo Nationalpark. Nach 700 Höhenmeter zum Tagesende erreichten wir schliesslich den auf 1160 m.ü.M. gelegenen schönen Mavrovo-See. Als wir gemütlich dem See entlang fuhren drückte uns plötzlich ein Autofahrer eine Visitenkarte seines Hotels mit Campingplätzen entgegen und forderte uns auf, ihm zu folgen. Wir bereuten es nicht! Direkt am See auf einer schönen Wiese direkt neben dem Hotel Delphin durften wir (für umgerechnet CHF 12.00) unser Zelt aufstellen und hatten dabei einen wunderbaren Blick auf den Titov, mit 2748 m.ü.M. höchsten Berg des Landes und natürlich auf den See, welcher für ein Bad aber doch etwas zu kalt war. Nicht zu vergessen den Willkommens-Schnaps, welcher uns offeriert wurde... Die Menu-Karte zum Abendessen musste uns der Kellner jedoch zuerst übersetzen, denn aus der kyrillischen Schrift sind wir definitiv noch nicht schlau genug geworden. Dass die Fleischportionen hier in Südosteuropa bedeutend grösser ausfallen, dies hatten wir glücklicherweise schon erwartet. Die 2 grossen Kotletts und eher geringe Menge Beilage überraschten mich entsprechend nicht wirklich. Wie immer auf der bisherigen Tour war Rebekka auch an diesem Abend die einzige Frau im Restaurant. Doch eine andere ausländische Biker-Gruppe aus Israel, welche ein paar Tage im Hotel übernachtete, vereinte uns sozusagen geschlechtsneutral in unserem gemeinsamen Hobby...
Zurückblickend auf den Tag stellen wir fest, dass uns die Menschen hier in Mazedonien verglichen mit dem Kosovo mit einer erhöhten Zurückhaltung begegnen. Man schaute zwar auch ganz kurz auf, doch emotionslos und ohne eine Miene zu verziehen widmete man sich wieder wichteren Sachen. In den Städten und touristischen Ortschaften jedoch erlebten wir dann doch noch das eine oder andere freundliche Hupen der Autofahrer und gerade hier im schönen Nationalpark erleben wir wieder eine tolle Gastfreundschaft.
Nun hoffen wir auf einen etwas steigungsarmeren 3.Fahrtag und freuen uns auf die erste, hoffentlich nicht zu kühle Nacht im Zelt.
11.06.2011 Mavrovo See - Ohrid 110 km
Mit Spannung erwarteten wir den weiteren Verlauf des Mavrovo Nationalparks. So entfernten wir uns vom Mavrovsko See weg in eine engere Schlucht und folgten inmitten der 2000er Gebirge dem Verlauf des Radika-Flusses. Nach mehr als 1 Stunde vorwiegendem Abwärtsfahren erreichten wir wenige km vor der Ortschaft Debar den gestauten und wunderschön gelegenen Debarsko-See. In Debar gönnten wir uns auf der Terasse eines Restaurants bei gemütlicher Atmosphäre & orientalischer Musik ein Mittagessen bestehend aus 1 Griechischen Salat, 2 Lasagne sowie 2 Colas zum supergünstigen Preis von 400 Dinar (=ca. CHF 8.00). Ab Debar schlängelte sich die Strasse nahe der albanischen Grenze verlaufend weiter dem wunderschönen fjordartigen Stausee entlang, wo wir unverändert von hohen Bergen und viel Wald umgeben blieben, doch generell wurde die Route nun anspruchsvoller und einige knackige Steigungen wechselten sich mit erholsamen Abfahrten ab. Während wir dem nächsten Stausee entgegen fuhren, bestaunten wir mehrmals kleine Dörfer, welche sich nicht entlang der Strasse sondern für uns eher ungewohnt völlig abgelegen weit oben in den Steilhängen befinden. Kaum vorzustellen, dass in diesen Dörfern schon mal Touristen waren... In jenen Dörfern, welche wir durchfuhren beobachteten wir ein Mix aus schönen modernen Häusern und baufälligen (bewohnten) Gebäuden und vermehrt gehörten Kühe, Hunde und sogar einzelne Esel zum Strassenbild. Die Strasse (418) in diesem Gebiet war zudem nicht selten mit Schlaglöchern und Steinen auf der Strasse versehen. Die Strasse zog sich dahin, wir nahmen Kurve um Kurve und so langsam überkam uns das Gefühl, dass wir nicht mehr aus diesem (schönen) Gebirge herauskommen, doch schliesslich erreichten wir die Stadt Struga am Ohrid-See. Auf direktem Weg steuerten wir durch die Stadt Struga und "erschraken" etwas, als wir plötzlich von der Hauptstrasse aus eine völlig verwahrloste Wohnsiedlung entdeckten, dass uns stark an einen kleinen Slum erinnerte. Irgendwie passte dieses Bild so überhaupt nicht zu dem was wir bisher in Mazedonien gesehen hatten...
Nach weiteren 10 km erreichten wir bei einsetzendem Regen (tagsüber wars sonnig bei ca. 26 Grad) gerade noch rechtzeitig die Stadt Ohrid (700 m.ü.M.) und hier werden wir uns nun einen Ruhetag gönnen um die Stadt zu besichtigen und uns und vor allem auch Rebis schmerzenden Knien etwas Erholung zu gönnen
Die heutige Route durch den Mavrovo Nationalpark aber auch der weitere Verlauf Richtung Struga hätte unserer Ansicht nach klar das Prädikat "landschaftlich schöne Strecke" auf der Strassenkarte verdient. Das war die bisher klar schönste Route der bisherigen Tour!
12.06.2011 Ruhetag in Ohrid
Ein ca. 50 min dauernder Rundgang durch die Altstadt von Ohrid (UNESCO-Welterbe) führte uns durch enge Gassen und steile Treppen, wobei wir z.B. das "Samuel's Ford" (Eintritt: ca. CHF 0.60) und einige alte Kirchen aus dem 11. - 14 Jahrhundert besichtigten. Besonders die St.John Kirche sowie die St.Sophia-Kirche mit herrlichem Blick auf den Ohrid See waren dabei sehr sehenswert. Nebst einer schönen See Promenade gibt es auch eine Vielzahl von hübschen kleinen Restaurants und viele kleine Verkaufsstände. Trotzdem war Ohrid weit weniger touristisch als ich es mir vorstellte. An diesem Pfingstsonntag tummelten sich in der Altstadt relativ wenig Menschen herum, dagegen genossen doch auch viele Leute einen Spaziergang entlang des Sees. So wurde es auch für uns mit einem Mix von Stadtbesichtigung und Erholung zu einem gemütlichen Ruhetag.
13.06.2011 Ohrid (Mak) - Maliq (Alb) 70 km
Heute fand die Fahrt nach Albanien auf dem Programmpunkt. So fuhren wir auf der östlichen Uferseite des Ohrid-Sees südwärts und genossen dabei die schöne Sicht auf den See, als es am Rande des Galicica Nationalparks dann doch noch zu zwei kurzen knackigen Aufstiegen kam. Dann kam uns erstmals auf unserer Tour ein Tourenbiker entgegen. Genauer gesagt handelte es sich dabei um Esther aus der Ostschweiz, welche seit April in Südosteuropa ohne genaues längerfristiges Ziel herumtourt und sich in der Schweiz für dieses Abenteuer - ihre erste Fahrradtour überhaupt - amtlich abgemeldet hat. Wir staunten nicht schlecht und freuten uns sehr, uns mit ihr über die Bike-Erlebnisse austauschen zu können. Auf ihre Empfehlung hin besuchten wir schliesslich noch das Kloster Sveti Naum, welches sich nur wenige Hundert Meter vor der albanischen Grenze befindet und als UNESCO-Welterbe zu den beliebtesten touristischen Zielen Mazedoniens gehört. Doch bevor wir das Klostergelände betraten, kamen wir spontan mit Alexander, einem ca. 30 jährigen in Militäruniform gekleideten Mann ins Gespräch, der gerade hier stationiert ist. Er konnte etwas Englisch sprechen und so erzählte er uns aus seinem Leben als Söldner in Kabul (Afganistan), wo er jeweils für 6 Monate stationiert ist, bevor er sich dann wieder für ein paar Wochen "zu Hause" erholen darf. Er zeigte uns Fotos aus seinem Leben dort und eine Aufnahmen auf seinem Laptop zeigte, wie einmal an den Toren ihres Stützpunktes ein Auto vorfuhr, die Wärter darauf die Türen öffneten und dann plötzlich eine Autobombe hochging, gefilmt von der Ueberwachungskamera... Er erklärte uns fast etwas entschuldigend, dass er diesen Job nur mache, um später seiner Familie mal ein gutes Leben in Mazedonien bieten zu können. Hier in Mazedonien würde er gerade mal 300 Euro /Monat verdienen, als Söldner in Afganistan jedoch 2000 Euro! Die Sehnsucht diesen Job baldmöglichst und gesund zu beenden war tatsächlich spürbar. Nach dieser Begegnung besuchten wir dann noch wie geplant die Klosterkirche, nebst dessen auch der herrliche Blick auf den Ohrid-See bis hinüber nach Albanien und auch viele wunderschöne Pfauen überaus sehenswert waren. Danach war es tatsächlich nur noch ein "Katzensprung" bis an die albanische Grenze, wobei wir wie so oft vergebens auf eine freundliche Geste bzw. positive Mimik der Grenz-Beamten hofften. Aber egal, nun waren wir also in Albanien. Wir folgten zunächst der nun holprigen offiziellen Touristenstrasse entlang des Ohird-Sees Richtung Pogradec, wobei wir hier nebst sehr vielen Bunkern Richtung See auch durchaus ansprechende kleine Strände mit Snack-Bars und Restaurants sahen. Schnell fiel uns dann auch das nun etwas dominantere Hupen der Autolenker auf, wobei die Marke Mercedes-Benz in allen (vorwiegend älteren) Jahrgängen augenfällig oft vertreten war. Die Stadt Pogradec fiel uns dann vorwiegend durch reihenweise Rohbauten entlang der Hauptstrasse auf, doch immerhin konnten wir hier Albanisches Geld (Lek) besorgen, wessen Einfuhr aus der Schweiz verboten und deshalb nicht möglich war. Wir fuhren dann südwärts Richtung Maliq, wobei die Strasse schon sehr bald kurvenreich und knackig aufwärts führte. Während wir uns in höhere Ebenen begaben, erwarteten uns hinter jeder Kurve wieder andere Kinder, welche auf unterschiedliche Art versuchten, ihre Kirschen zu verkaufen. Dabei versuchten sie es z.B. mit lautem Zurufen, auf die Strasse stehen, uns in gebrochenem Englisch ansprechend oder auch ganz einfach nur ruhig hinter den Massen von Kirschen sitzend und abwartend. Doch immer wenn wir von Kindern gesichtet wurden, entsprach es ihrem Bedürfnis, uns Anzusprechen, Zuzuwinken oder auch nur schüchtern die Hand zu heben. Manchmal verlief die Kommunikation auch nur im Aussprechen der Lieblings-Fussballmannschaften, denn viele von Ihnen hatten das Fussballleibchen ihres Lieblingsteams aus Spanien, Italien oder Deutschland an. Wehe nur wenn ich für das falsche Team war... Dann erreichten wir die Ortschaft Maliq auf 825 m.ü.M. und folgten der Strasse westwärts ins Landesinnere bzw. Richtung Westen. Wenige km folgen wir noch dem Fluss Devol in einsamere, aber weiter sehr schöne Gegend, bis wir erhoben über der Strasse mitten in einer Berglandschaft einen schönen Platz zum wild campen fanden.
Nach den ersten Stunden in Albanien stellen wir bereits fest, dass trotz riesigen Flächen Land überall, also wirklich in jeder Ecke etwas angeplanzt war. Praktisch auf jedem Feld ackerte eine Person meist alleine vor sich hin um die Ernte dann häufig am Strassenrand zu verkauften. Wir sahen Hirten oder Kinder auf Esel reitend und Pferde die auf der Strasse galoppierend den Wagen zogen. Seit dem Grenzübertritt fühlen wir uns schon etwas in einer anderen Welt; nur die schöne Landschaft mit den Bergen in Sichtweite bleibt uns treu. So sind wir sehr gespannt auf die weiteren Tage hier in Albanien.
14.06.2011 Maliq - Gramsh 65 km
Die heutige Route zeigte uns Albanien, wie es ursprünglicher wohl kaum sein könnte! Denn bereits nach wenigen km Fahrt wurde die zunächst immer holpriger werdende Asphaltstrasse zu einer Schotterstrasse. Dies verwunderte uns dann doch etwas, denn diese Strecke war auf unserer Strassenkarte als Hauptstrasse gekennzeichnet. Zum Glück glaubten wir am Anfang noch, die Strasse würde bald wieder besser, denn sonst hätten wir uns wohl für eine andere Strecke entschieden und dabei viel verpasst! Doch was uns die nächsten 65 km bis zur Ortschaft Gramsh unter die Räder kam, war eine 1 spurige Schotterstrasse in seiner ganzen Vielfalt; mal grobe Steine, felsiger Untergrund, normal Kies, mal sandig, häufig jedoch schlammig und dann grausam rutschig und als Folge eines Regenfalls der letzten Tage teilweise viele Wasserlachen, welchen wir nicht immer ausweichen konnten. Das Fahren war technisch anspruchsvoll und weil die Route (glücklicherweise) meistens leicht abwärts führte, eine starke Belastung für unsere Handgelenke. Abgesehen von dieser abenteuerlichen Wegführung, wo uns zumindest in einzelnen Gebieten tatsächlich ein paar ganz wenige Fahrzeuge entgegenkamen, führte uns diese Route durch wunderschöne, eindrückliche und einsame Gebiete im Herzen Albaniens. Stetig folgten wir dem kurvenreichen Flussverlauf des Devol, dem mit ca. 196 km Länge drittgrössten Fluss Albaniens, welcher bis nach Gramsh mehrere Gebirge durchbricht und dann dort gestaut wird. In dieser teilweise engeren Schlucht nahmen wir so Kurve und Kurve, Hindernis um Hindernis, durchquerten dabei auch 2 - 3 völlig abgelegene Bergdörfer, wo Hühner, Truthähne und Esel die Strassen säumten, bis wir ausserhalb der Dörfer wieder vermehrt vom Duft der Ziegen, Schafe und Kühen heimgesucht wurden. Stunden vergingen und irgendwann verfinsterte sich der Himmel etwas, in der Ferne nahmen wir Donner & Blitzgewitter wahr und erste Regentropfen vielen. "Regen auf diesen eh schon sehr schlechten, schlammigen Strassen...? Das durfte nicht war sein...". Es war bereits Nachmittag, als wir endlich wieder mal etwas Essen wollten und so im kleinen Dorf Kodovjat vor einem geschlossenen Restaurant standen. Die ca. 5 - 8 Kinder und Jugendlichen des Dorfes realisierten die Situation und holten schon (laut rufend) die Besitzerin herbei, doch als wir erfuhren, dass wir nur noch ca. 11 km von Gramsh entfernt waren und die Dame des Restaurants wohl kaum "etwas Richtiges" für unseren Hunger anbieten konnte, entschieden wir uns fast etwas mit schlechtem Gewissen, die Fahrt fort zu setzten. Glücklicherweise blieb das ganz grosse Gewitter aus und so erreichten wir nach einer ca. 7 stündigen Fahrt ziemlich verdreckt das Städtchen Gramsh. Hier fanden wir im wohl einzigen Hotel der Stadt für 30'000 Lek (= ca. CHF 28.00) eine Uebernachtungsmöglichkeit und genug Wasser, um uns und unsere Fahrräder vom Dreck zu befreien. Auch wenn wir ehrlich gesagt hoffen, eine solch lange und qualitativ schlechte Schotter-Route auf dieser Tour nicht noch mal erleben zu müssen, war die heutige Strecke doch absolut faszinierend, landschaftlich einzigartig und auch dank Einblicken in abgelegenste Dörfer ein wahrer Geheim-Tipp!
15.06.2011 Gramsh - Patos 100km
Nach dem gestrigen abenteuerlichen Tag erfreuen wir uns heute wieder besseren Wegen. Zunächst führte uns eine wohl neu asphaltierte Strasse direkt dem Stausee entlang, doch ausser ein paar kleinen Flussläufen hat dieser breite Stausee wohl schon längere Zeit kein Wasser mehr gesehen. Noch vor der Ortschaft Cerrik musste ich bereits zum zweiten mal auf dieser Tour abrupt abbremsen, weil gerade eine Schildkröte ihr Leben risikierte, um die Strasse zu überqueren. Es blieb uns nur die Hoffnung, dass das nächste Auto oder der nächste Lastwagen nicht... Ab Cerrik verliessen wir dann definitiv das Gebirgsland und fuhren auf teilweise neu asphaltierten Nebenstrassen (!) in tiefere, mediterane Gebiete vorbei an einzelnen kleinen Seen (mit einigen Bunkern) bis zur Ortschaft Fier-Shegan südöstlich der Stadt Fier. Hier retteten wir uns gerade noch in letzer Sekunde in ein Restaurant, als für etwa 1 Stunde ein heftiges Gewitter mit starken Winden an uns vorüberzog. Hier konnten wir uns immerhin bereits zum 3.mal mit Einheimischen, in diesem Fall der Service-Angestellten, in Englisch unterhalten, denn sie lebte für ein paar Jahre in England. Erst als wir die Fahrt bei weiterhin starkem Regen fortsetzen wollten, entdeckten wir neben dem Restaurant in einem viel zu kleinen Käfig einen ca. 9 Monate alten Bären, welchen sie aus irgendwelchen Gründen "gerettet" bzw. gefangen nahmen. Dem mittlerweile gestörten Bären zuzuschauen und zu sehen, wie er sich nur knapp um die eigene Achse drehen konnte, war schlimm anzusehen.
Nachdem wir uns noch rasch über die Strassensituation zwischen der Ortschaft Berat und Kelcyre informiert hatten und erfuhren, dass diese (angeblich recht schöne) Route nicht asphaltiert ist, entschieden wir uns aufgrund der aktuellen Strassen- und Wettersituation nicht nach Berat, sondern via Poshnje nach Patos zu fahren, das noch etwa 30 km Luftlinie vom Meer entfernt ist. Dieser Schlussteil führte uns nochmals in aller Deutlichkeit die aktuelle albanische Strassenqualität vor Augen, welche sich vor allem bei diesen Regenschauern drastisch bemerkbar machte: Verteilt auf die ganzen Strassenbreite und in engen Abständen zeigten sich kleinere und grössere Wasserlachen, welche das Vorwärtskommen erschwerten. Auch in den Zentren der Dörfer entstanden häufig so lehmige und überaus holprige Verhältnisse, dass uns selbst Autofahrer und Lastwagen nur im Schritttempo und slalomartig die Wasserlachen umfahrend entgegenkamen. Unsere Kleider, Schuhe, Waden und teil des Gepäckes glichen danach einem wahren Dreckhaufen. Deshalb entschieden wir uns ein weiteres mal, den albanischen Tourismus zu unterstützen und waren froh, dass uns das Hotel (Kosten 25'000 Lek) in diesem Zustand bei sich aufnahm und uns ermöglicht wurde, unsere Fahrräder vom Sand & Lehm zu erlösen. Im dortigen Restaurant waren wir dann am Abend wie so oft die einzigen Gäste und erlebten zum wiederholten mal, dass die Küche die Zutaten für unser Menü zunächst einkaufen musste, bevor es dann immerhin im Restaurant zubereitet wurde.
Mit gut gefüllten Magen schauen wir zurück auf einen weiteren Tag in Albanien, welcher trotz gelegentlichen Aufstiegen und Abfahrten im Allgemeinen recht angenehm zu fahren war. In Erinnerung bleibt uns auch eine Hirtin, die ihre Truthähne (!) ausführte und unzählige "Lavahro" Schilder, welche teilweise in einem Abstand von 30m auf eine andere Autowerkstatt hinweisen. Wir staunten auch immer wieder, wie die albanische Bevölkerung fähig ist, jeden grünen Fleck zu bewirtschaften, um eine bestmögliche Selbstversorgung zu erreichen. Während bei uns in der Schweiz z.B. praktisch immer "ein gemütlicher, schöner Garten" erwünscht ist und entsprechend möglichst elegante Büsche, Bäumen und Blumen gepflanzt werden, entdeckten wir hier Gärten die fast ausnahmslos mit Gemüse & Früchten bebaut sind. Eine "unnützliche" grüne Wiese in den Gärten sahen wir kaum. Auch auf einem früheren Fussballfeld wuchs Mais und verdeckten damit die veralteten Tore. Diese konsequente Art der Selbstversorgung finde ich irgendwie bewundernswert, ist aber wohl die einzige Möglichkeit in diesen Regionen finanziell zu überleben. Interessant zu sehen war auch, welch grosse Häuser, fast immer 3 stöckig, gebaut werden. Aussergewöhnlich dabei war (für uns zumindest), dass von den 3 Etagen häufig nur eine, z.B. die oberste fertiggestellt war und die unteren 2 Etagen ohne Wand nur auf Säulen standen oder dort teilweise Strohballen gelagert wurden. So freuen wir uns bereits auf die morgige Route mit hoffentlich weiteren Eindrücken zurück in den Bergen Albaniens.
16.06.2011 Patos - Kelcyre 90 km
Die auf unserer Karte als Fernverkehrsstrasse eingezeichnete Strecke zwischen Patos und Tepelene verlief auf eher schmaler Strasse zunächst sehr kurvenreich und knackig über fünf bis sechs Hügel, wobei wir das Gefühl bekamen, jede noch so kleine Ortschaft in den Steilhängen angefahren zu haben. Die gewonnenen Höhenmeter wurden jedoch dank guter Strassenqualität jeweils im Eiltempo wieder zu nichte gemacht. Trotzdem konnten wir uns bei hitzigen Temperaturen an der wunderbar grünen Hügellandschaft und eigentlich wenig Verkehr (Ausnahme ein paar Lastwagen) auch erfreuen. Auf einer weiteren Hügelkuppe erreichten wir die Ortschaft Dames, wo gerade der monatliche Markt stattfand. Wir genehmigten uns in einer kleinen Café-Bar direkt an der Strasse eine Erfrischung und wurden sogleich vom 11 jährigen "Cidri" in überraschend gutem Englisch angesprochen. Sofort waren auch seine 2 kleinen Cousins sowie seine Grossmutter zur Stelle, die darauf zu achten schien, dass sich die Jungen uns gegenüber auch anständig verhielten. Cidri begründete uns seine guten Englisch-Kenntnisse damit, dass er und andere Schüler während einem ganzen Jahr von einem australischen Lehrer hier im Dorf unterrichtet wurden. Deshalb war es nun an ihm, die geführte Kommunikation mit uns auch seiner Grossmutter und seinen Cousins vom Englischen ins Albanische zu übersetzen. Nach seinem Wunschberuf gefragt antwortete Cidri uns, dass auch er am liebsten Farmer werden würde, aktuell hätte seine Familie aber nur 1 Pferd und 1 Schaf. Nach dieser herzlichen Bekanntschaft setzten wir die Reise fort und fanden uns schon bald wieder auf holprigem & sandigem Untergrund vor. Ausgerechnet jetzt, wo die Strasse tendenziell leicht abwärts dem Fluss entlang führte, fanden km-lange Sanierungsarbeiten der Strasse statt und so fuhren wir auf rutschigem Untergrund, den Wasser- und Schlaglöchern ausweichend slalomartig Meter für Meter als auch noch unnötig Regentropfen den Boden erreichten... In einem Wellenbad der Gefühle erfreuten wir uns dann auch immer wieder an neu asphaltierten Strecken, welche jedoch immer wieder viel zu früh in eine Lehm- und Sandpiste wechselte. Schliesslich erreichten wir die Stadt Tepelene im Tal des Flusses Vjosa und nach einer kurzen Verköstigung im Restaurant der Tankstelle nahmen wir noch die letzten 18 km Richtung Kelcyre in Angriff. Eine wunderschöne Route durch ein enges Tal entlang des Vjosa-Flusses erwartete uns, wobei seitlich steile Berge in die Höhe ragten. Nur einmal, dafür richtig unschön wurden wir aus dieser herrlichen Landschaft herausgerissen: Erstmals auf dieser Tour, schossen aus dem Nichts 2 Hunde aus den Büschen und verfolgten uns auf aggressive Weise während sicherlich 300m! Besonders der eine Hund, ein überaus austrainierter und ultraschneller Hund legte eine solche Aggressivität an den Tag, dass wir trotz unserer nicht wenigen Hundeerfahrungen auf Fahrradtouren (Rumänien, Sizilien etc) nicht 100% überzeugt waren, aus dieser Situation heil herauszukommen. Glücklicherweise hatte der Hund irgendwann genug und so gilt es zu erwähnen, dass dieses Beispiel das absolut einzige Negativ-Beispiel mit Hunden in Albanien war und auch blieb. Einen geplanten und nötigen Ruhetag vor Augen erreichten wir die ca. 2500 Einwohner Ortschaft Kelcyre (176 m.ü.M.). Doch hier gefiel uns trotz grandioser Bergkulisse weder das Städtchen noch das überaus kleine Hotelzimmer (25'000 Lek), welches uns nebst dem Bett gerade mal noch ca. 30 cm Freiraum liess. So werden wir unseren Ruhetag also gezwungenermassen nochmals verschieben. Auch heute wieder spürten wir wieder vielerorts die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit dieser Menschen und sind vielleicht gerade deswegen etwas enttäuscht, dass wir auch heute wieder nicht richtig mit den Menschen hier kommunizieren konnten, da die Menschen in diesen Bergregionen nur albanisch sprechen und dies beidseits häufig zu Fragezeichen führt; wirklich schade...! Die Route heute gefiel uns jedoch recht gut und besonders zwischen Tepelene und Kelcyre wäre wild campen auch durchaus möglich gewesen. Nun folgt bereits morgen die letzte Etappe in Albanien.
17.06.2011 Kelcyre (Alb) - Konitsa (GR) 70 km
Nach einer durchzogenen (lauten) Nacht mit entsprechend wenig Schlaf übergab man uns die Fahrräder wieder, welche wir über Nacht freundlicherweise im kleinen Einkaufsladen direkt unter dem Hotel unterstellen durften und starteten zum letzten Abschnitt in Albanien. Von Kelcyre aus gings ca. 20 km durch ein zwar schönes, aber weitgehend unspektakuläres Tal bis nach Permet (246 m.ü.M.). In dieser doch einiges grösseren und schöneren Stadt als Kelcyre gönnten wir uns noch zum letzten mal in Albanien ein Frühstück auf einer Terrasse mit schönem Blick auf den Fluss Vjose. Gestärkt (was nun auch nötig war..) fuhren wir weiter entlang der Vjose, wobei die Landschaft neu zusehends prächtiger wurde. Die schmale, kurvenreiche und kaum anderweitig befahrene Strasse schlängelte sich durch das zunehmend enger werdende Tal, bevor sich die Strasse steigungsreich den Steilhängen emporhob und uns damit einen tollen Blick hinunter zum Fluss bzw. einen weiteren grandiosen Ausblick auf das faszinierende Nemercke-Gebirge (bis 2485 m.ü.M) bescherte. Auf der wie gewohnt unterschiedlich gut asphaltierten Strasse konnten wir in den Hängen etwas oberhalb der Strasse wieder einige alte Bunker aus der kommunistischen Zeit erkennen und durchkreuzten die Wege einiger grösseren Schaf-Herden. Schliesslich kam uns dann auch noch eine grössere Biker-Gruppe aus Grossbritannien entgegen, welche in einer organisierten Tour und entsprechend gepäcklos ebenfalls das Land auf 2 Rädern erkundete. Die Kommunikation, welche mit diesen Bikern (in Englisch) noch so reibungslos funktionierte, wurde dann beim nächsten Getränke-Stopp in einem Café wieder unglaublich schwierig. Wieder mal waren wir die einzigen Gäste und so versammelte sich schon sehr bald die ganze Familie (Ehepaar mit 2 Kindern) im Café, um mit uns zu sprechen und es ging nicht lange, bis uns ein Glas "Raki" (Schnaps) offeriert wurde, was ich trotz ungewohnt morgendlicher Zeit nicht ablehnen wollte. Während v.a. der Ehemann sehr viel in albanischer Sprache erzählte, versuchte die eher scheue Tochter manchmal ihre noch geringen Englisch Kenntnisse zum übersetzen zu nutzen. Trotz gelegentlichen Verständigungsproblemen genossen wir die Gastfreundschaft dieser Familie und stellten ganz allgemein fest, dass die Menschen in diesem Tal Albaniens "offener" wirken als in anderen Regionen, das sich z.B. im ständigen (zurück-) Grüssen bzw. (zurück-) Winken widerspiegelte. Etwa 30 - 35 km nach Permet erreichten wir die albanisch-griechische Grenze, womit wir Albanien definitiv verliessen und mit Griechenland wieder EURO-Land erreichten. Auf der ca. 15 km lange Route bis zur Ortschaft Konitsa folgten wir dem Fluss Aoos und sogleich fielen uns nebst den nun sehr guten Strassen die grossen Felder und Bauernhöfe auf, welche wir in Albanien nie gesehen hatten. Während in Albanien primär die Selbstversorgung im Vordergrund schien und entsprechend jeder Meter mit einem Gemüse oder Frucht angebaut wurde, werden die riesigen Felder hier "bloss" zur Heugewinnung genützt. Bei nun stärkerem Gegenwind erreichten wir entsprechend erschöpft die Kleinstadt Konitsa, welche wunderschön im Steilhang am Berg Tymfi im Pindos Gebirge liegt. In dieser schönen Gegend werden wir nun den lange ersehnten Ruhetag einlegen!
18.06.2011 Ruhetag in Konitsa
Wir sind sehr froh, mit Konitsa ein so schönes Städtchen gefunden zu haben, wo wir so richtig relaxen und uns wohlfühlen konnten. In unserem riesigen, rustikalen und wunderschönen Hotelzimmer (mit Cheminée) genossen wir von unserer Terrasse aus einen tollen Blick zum direkt "vor der Nase" liegenden Berg Tymfi und erlebten dank hoteleigenen Pool mit Bar und trendiger (lauter) Musik einen erholsamen Tag. Das Hotel und das schöne Städtchen mit vielen gemütlichen Restaurants, wo jeden Morgen gegen 08.00 Uhr ein lautes Alphorngebläse über der ganzen Stadt ertönt, war für uns wirklich eine positive Ueberraschung! Nun sind wir gespannt, was uns Nordgriechenland noch weiter zu bieten hat.
19.06.2011 Konitsa - Neapoli 100 km
Gleich hinter Konitsa erfolgte heute ein erster Aufstieg und anschliessend gings auf gutem Strassenbelag rasant wieder abwärts; einfach zum geniessen! Glück hatte dabei eine Schildkröte, dass sie bei ihrer langsamen Strassenüberquerung nicht überfahren wurde (zumindest noch nicht von mir). Die ganze Route auf der E90 bis Neapoli führte uns durch einsame, waldreiche Gebirgslandschaften, wobei wir uns mehrheitlich angenehm flussaufwärts fortbewegten. Ueberall, v.a. aber zu Beginn entdeckten wir viele schöne wild-camping Möglichkeiten entlang der Bäche und Flüsse und auch an einigen kleinen Wasserfällen konnten wir uns erfreuen. Etwas überrascht waren wir allerdings nach ca. 40km , als uns plötzlich ein Schild ("Road closed") auf die bald gesperrte Strasse hinwies. Eine Strasse, welche keine Ausweichmöglichkeiten bot sondern sich die Umfahrungsstrassen etwa 70 km (!) hinter uns bzw. ca. 50 km (!) vor uns befanden. Wir nahmen dieses Strassenschild noch nicht so ernst, als schon bald eine Leitplanke quer auf der Strasse den Weg versperrte und wir erneut stutzig die Tafel "Road closed" anstarrten. Rasch erkannten wir, dass hier irgendein Felssturz die Strasse total beschädigt bzw. in die Tiefe gerissen hatte. Dann kam uns aber tatsächlich ein Auto entgegen und demonstrierte uns, wie wir diese Abschrankung durch eine Lücke seitlich der Strasse umgehen können und zudem zeigte es uns auf, dass diese gesperrte Strasse für uns Fahrradfahrer entsprechend wohl kein Hindernis darstellen würde und so war es schliesslich auch... Entlang der 100 km langen Strecke bis Neapli sahen wir gerade mal ca. 15 Autos, passierten gerade mal 4 bis 5 Dörfer, wobei es jeweils direkt nach den Ortschaften Eptahori und Vithos bei 35 Grad Hitze eine 10% Steigung zu bewältigen gab. Leider waren bei diesen passänlichen Uebergängen keine Höhenangaben vorhanden, aber der Aufstieg bei der Ortschaft Vithos dürfte gefühlte 800 Höhenmeter betragen haben. Auf den letzten ca. 35 km blieb es weiter hügelig und anstrengend, doch die markante Landschaft verging allmählich, als nur etwa 20m vor uns ein Fuchs die Strasse überquerte. Im Städtchen Neapoli füllten wir in einem der vielen Restaurant unsere Energie-Reserven auf und fanden schliesslich ausserhalb der Stadt auf einer grösseren Weidewiese einen Uebernachtungsplatz. Als wir in der Abenddämmerung etwa 100m entfernt vom Zelt dann aber plötzlich 4 streunende Hunde durch unser "Guckloch" im Zelt beobachten konnten, ahnten wir zunächst nichts gutes, doch auch wenn ein Hund einmal in der Nacht sehr nahe am Zelt war, blieben sie glücklicherweise ruhig und liessen uns schlafen. So ging der Tourtag bei Sonnenschein durch überraschend einsame und schöne Natur trotz "gesperrter Strasse" und "streunenen Hunden" positiv zu Ende.
20.06.2011 Neapoli - Perea (Vegoritis-See) 110 km
Aufgrund der aktuell herrschenden Hitze starteten wir heute bereits um 07.30 Uhr. Wir entschieden uns spontan, westwärts nach Siatista und Kozani zu fahren um so das Gebirge mit dem 2111m hohen Siniatsiko/Askio Berg zu umfahren. Die Route von etwa 50km bis Kozani, der Hauptstadt der Region Westmakedonien, verlief somit relativ steigungsarm entlang von Feldern, einigen Hügeln und der Autobahn. In Kozani waren wir dann froh, endlich unsere erste Mahlzeit des Tages einnehmen zu können, denn vorher gab es dazu (zumindest entlang der Strasse) kaum Möglichkeiten. Danach wechselte die Fahrtrichtung nach Norden und dies bescherte uns für die nächsten 40 km starken Gegenwind. Vor allem der erste Teil bis Ptolemaida führte uns durch kleinere und grössere Industriegebiete und bot landschaftlich deshalb nichts nennenswertes. Mit einigen grösseren Hügeln und vielen bewirtschafteten Feldern vor Augen besserte sich dann aber die Umgebung wieder und so fuhren wir bei weiterhin sehr angenehmer Verkehrslage noch die letzten km mit dem Ziel Vegoritis-See. An der Verzweigung Perea / Peraia hielten wir kurz an, als gerade in diesem Augenblick ein Fahrzeug vorbeifuhr und die 2 Personen uns ihre Hilfe anbieten wollten. Sie erklärten uns, dass es im Dorf (ca. 500 Einwohner) einen Mann gebe, der Deutsch sprechen würde und fuhren uns auf der 3km langen Schotterstrasse voraus zum Cafe, wo der Mann arbeitete. Wir betraten die Terrasse wo ausschliesslich nur Männer (ca. 20 vorwiegend im Pensionsalter) zusammensitzten und bei einem Drink die Gemeinschaft miteinander genossen. Dann trafen wir Andreas, dem das Cafe Useri gehört und er erzählte uns, dass er die ersten 30 Jahre seines Lebens in Köln wohnte und vor ca. 12 Jahren zusammen mit seinen Eltern hierhergezogen ist. Andreas erklärte uns auch, wo am See wir gut wild campen können und nachdem wir uns für das Abendessen verabredet hatten, fuhren wir Richtung See und staunten nicht schlecht, als die Strasse vom Dorf zum See etwa 100 Höhenmeter steil abwärts führte. Trotzdem liessen wir es uns nicht nehmen, unser Zelt ganz unten auf einem Felsvorsprung etwa einen Meter vom ruhigen See entfernt unser Zelt aufzustellen. Ein prächtiger Platz! Inmitten dieser Nachmittags-Hitze stürzten wir uns ins Wasser und konnten so den Sauna-Temperaturen im Zelt etwas entfliehen. So machten wir uns dann "frisch gebadet" und sauber gegen 19.00 Uhr zum vereinbarten Nachtessen im Cafe Useri. Obwohl hier eigentlich keine Mahlzeiten serviert werden, kochte Andreas extra für uns verschiedene griechische "Häppchen", dazu gabs als Aperitiv ein grosses Glas Schnaps und später noch Wein. Schön war, dass Andreas immer wieder Zeit fand, sich zu uns hinzusetzen und auch mit uns zu essen. Schliesslich offerierte man uns sogar noch eine ausserzeitliche Museumsführung, welche über den geschichtlichen Hintergrund dieses Dorfes und deren Vorfahren (mit vielen Portrait-Photos) berichtete und Andreas uns als Uebersetzter hilfreich zur Seite stand. Nach diesem tollen Abend beschenkte uns der Vater von Andreas auch noch mit einer 2kg (!) Packung Kirschen, welche wir zumindest teilweise noch unten am See genossen. Dankbar für diese überaus gastfreundlichen Leute und diesen wunderschönen Platz am See schliefen wir dann sehr rasch ein.
21.06.2011 Perea - Thessaloniki (Nei Epivates) 145 km
Gerne hätten wir heute noch ein bis zwei Stunden länger geschlafen, denn das feine Essen mit Wein & Schnaps des Vorabends sowie das Rauschen des Wassers direkt am See machten uns irgendwie träge. Trotzdem aber befanden wir uns bereits gegen 08.45 Uhr auf der 15 - 20% steilen Strasse aufwärts vom See Richtung Dorf, die Fahrräder mussten wir dabei hinaufstossen. Wir verabschiedeten uns noch kurz vom Vater von Andreas, erhielten dabei noch verschiedenste Sorten Teeblätter aus der nahen Umgebung und übergaben ihm einen Teil unserer 2 kg-Packung Kirschen wieder zurück. Dann aber starteten wir mit hohem Tempo Richtung Edessa und erreichten durch eine rasante Abfahrt allmählich Meereshöhe. Zwischen vielen Obstplantagen, Korn- & einigen Sonnenblumenfeldern fuhren wir bei nicht immer ganz optimalen Strassenbedingungen (teilweise enge, unebene Strassen ohne Seitenstreifen) noch vor dem Mittag in der ca. 65 km entfernten Stadt Giannitsa ein. Hier gönnten wir uns ein dringend benötigtes Mittagessen und freuten uns dabei, uns wieder mal in Englisch unterhalten zu können. Die Mitarbeiterin des Restaurants arbeite nämlich für mehrere Jahre in den USA und so konnten wir uns auch noch etwas über unsere letztjährige Tour in Nordamerika unterhalten. Am Nachmittag machten wir uns dann auf nach Thessaloniki und dieser Streckenabschnitt forderte uns aufgrund des nun zunehmenden (Lastwagen-) Verkehrs und der nicht immer ganz fahrradfreundlichen Strassenführung (teilweise mehrspurig, mal mit mal ohne Seitenstreifen) unsere ganze Konzentration und Wachsamkeit. Dann erreichen wir die Stadt Thessaloniki und nach ein paar kleineren Umwegen auch das Meer und den Hafen! Geschafft!! Zur Feier gönnten wir uns gleich am Meer, die Beine über den Bordstein baumelnd, einen erfrischenden Frapuccino, welchen wir vom Starbucks Café holten. Schliesslich entschieden wir uns, noch einige km weiter zum Campingplatz auf der südlichen Halbinsel zu fahren. Auf wunderbaren Fahrradweg bzw. entlang der Meerespromenade fuhren wir durch die Stadt, vorbei am Wahrzeichen der Stadt, dem "weissen Turm", wo zur Zeit jeden Abend friedliche Demonstrationen stattfinden und viele Leute in Ihren Zelten übernachten. Ausserhalb des Zentrums folgten dann ein paar sehr hübsche Strassencafés und endlich, gegen 18.00 Uhr bzw. nach fast 150 km in den Beinen erreichten wir die Ortschaft Nei Epivates. Dort fragten wir die Einheimischen nach dem Campingplatz, welcher auf unserer Karte eingezeichnet ist, doch niemandem war ein Campingplatz bekannt. So fuhren wir weiter entlang der Küste und schliesslich erreichten wir den angeblichen Campingplatz. Doch die Enttäuschung kam rasch: Dieser Campingplatz war geschlossen bzw. ev. gar nicht mehr in Betrieb. So entschieden wir uns für die 2 folgenden (fahrradfreien) Ferientage ein Hotel mit Pool direkt am Meer zu nehmen. Hier liessen wir unsere diesjährigen Sommerferien beim Baden, fein Essen und Ausschlafen langsam ausklingen.
Die Fahrradtour ist hier zu Ende und wir sind dankbar, die über 1000km gesund und ohne Pannen, dafür mit vielen neuen Einrücken im Kosovo, Mazedonien, Albanien und Nordgriechenland erlebt zu haben.
Route
Unsere Route im Jahr 2011
Datum | Strecke | Distanz | Fahrtag | Nacht |
09.06.2011 | Pristina (RKS) - Bicevac Pass | 70 km | 10.00 - 17.00 Uhr | Hütte |
10.06.2011 | Bicevac Pass Mavrovo See (MK) | 75 km | 10.00 - 17.45 Uhr | Camping |
11.06.2011 | Mavrovo See - Ohrid | 110 km | 09.15 - 16.45 Uhr | Hotel |
12.06.2011 | Ruhetag | |||
13.06.2011 | Ohrid - Maliq (AL) | 70 km | 09.00 - 17.45 Uhr | wild |
14.06.2011 | Maliq - Gramsh | 65 km | 08.45 - 16.15 Uhr | Hotel |
15.06.2011 | Gramsh - Patos | 100 km | 09.45 - 18.30 Uhr | Hotel |
16.06.2011 | Patos - Kelcyre | 90 km | 08.30 - 18.00 Uhr | Hotel |
17.06.2011 | Kelcyre - Konitsa (GR) | 70 km | 08.45 - 15.45 Uhr | Hotel |
18.06.2011 | Ruhetag | |||
19.06.2011 | Konitsa - Neapoli | 100 km | 09.15 - 19.00 Uhr | wild |
20.06.2011 | Neapoli - Peréa (Vegoritida-See) | 110 km | 07.45 - 16.0 Uhr | wild |
21.06.2011 | Peréa - Néi Epivates (Thessaloniki) | 145 km | 08.45 - 18.00 Uhr | Hotel |
22.06.2011 | Ruhetag | |||
23.06.2011 | Ruhetag | |||
24.06.2011 | Fahrt Flughafen - Rückflug | 15 km | ||
Total | 1020 km |
Fotos
Pristina - Thessaloniki 2011

Erste Eindrücke vom südlichen Kosovo
Urosevac - Orthodoxe Kirche und Moschee dicht beieinander
Der erste Strassenpass folgte schon bald
Kinder begleiteten uns rennend einige km aufwärts
Bicevac Pass auf 1090 m.ü.M.
Am nächsten Morgen regnete es...
Am 2.Tourtag erreichten wir Mazedonien
im Vergleich zum Kosovo viel unbebautes Land
Es folgte der Mavrovo Nationalpark
Toller Uebernachtungsplatz direkt am Mavrovo See
eine landschaftlich sehr schöne Route
Dorf S.Jance
viele Dörfer befinden sich in den steilen Hängen
die Strasse gehört allen...
Stausee bei Debar
einfach riesig...
die Route blieb hügelig
auch als Spielplatz eignet sich die Strasse
ein weiterer Stausee
die Häuser werden sehr grosszügig gebaut
Unglaubliche Wohnsituation bei Struga
in Ohrid (UNESCO) genossen wir einen Ruhetag
Kirche des hl. Johannes von Kaneo
Die Klosterkirche von Ohrid
gerade in der Stadt sahen wir viele ältere Automodelle
Festung oberhalb der Stadt
Weiterfahrt entlang des schönen Ohridsees
In Mazedonien trafen wir auf Esther aus der Ostschweiz
Der erste Bunker nahe der albanischen Grenze
Kloster Sveti Naum (UNESCO)
viele Pfauen waren hier zu bewundern
Wir erreichten Albanien - ab Maliq wurde es schön und einsam...
auch wild campen war problemlos möglich
dann folgten abenteuerliche 65 km bis Gramsh
die Gegend eindrücklich und keine Autos in Sicht
damit hatten wir jedoch nicht gerechnet...
die Route verläuft entlang des Devol Flusses
in wunderschöner Natur
ein abgelegenes Bergdorf
viele Bauern besitzen Esel
Hier ein Auto...??
selbst ohne Regen anspruchsvolle Bedingungen
das Leben der Bergbewohner Albaniens...
eindrückliche Schlucht
Bei Gramsh erreichten wir wieder die Zivilisation
Bunker sahen wir im Grenzgebiet und an Gewässern oft
Seen-Landschaft bei Lushnje
Die Stadt Fierze
Route zwischen Patos & Tepelene
und imer wieder Schotterstrassen
M.Bates wandert 3000 Meilen von Olympia nach London
Gebiet bei Kelcyre
Ab Permet wirds wieder so richtig schön
Route von Permet zur griechischen Grenze
Grenzgebiet = Bunkergebiet...
wir erreichten Griechenland...
herrliche Asphaltstrassen...
wir erreichten das Städtchen Konitsa
hier gönnten wir uns einen erholsamen Ruhetag
Mutige Schildkröte
es folgten fast 100 einsame Kilometer im Norden Griechenlands
Ein Witz, oder...?
hübsche Dörfer in hügeligem Gebiet
Belohnt wurden wir mit einer herrlichen Abfahrt
Das Tagesziel hiess Vegoritis See
Wild campen & baden in Perea
nach 1000 km erreichten wir das Meer bei Thessaloniki
2 Tage verbrachten wir noch am Meer mit faulenzen - dann hiess es wieder Abschied nehmen
Tagebuch 2015
Vorwort:
Ein weiteres mal führt mich eine Fahrradtour in den Südosten Europas, nämlich nach Serbien. Die Nachbarländer Serbiens habe ich in drei verschiedenen Touren bereits besucht, nun bin ich natürlich sehr gespannt, was für Landschaften, Menschen und kulturelle Unterschiede ich in Serbien erleben werde. "Ist denn Serbien nicht gefährlich?" - wurde ich mehr als einmal gefragt... Ob diese Meinung / Vorurteil von den gelegentlichen politischen Unruhen im Süden Serbiens an der Grenze zum Kosovo herkommen, weiss ich nicht. Ich erwarte jedoch keine speziellen Gefahren, ausser die üblichen welche es in jedem Land auf dem Fahrrad gibt. Eine Woche haben wir also Zeit, den Süden & Westen Serbiens kennen zu lernen, dort erwarten uns hoffentlich schöne Landschaften und ein paar hohe Gebirge mit schönen Tälern. Da es Ende April noch wettermässig unbeständig ist, wünschen wir uns natürlich ein paar trockene und möglichst sonnige Tage, ganz einfach weil dann das Fahrradfahren durch die klareren Farben der Landschaft einfach mehr Spass macht als wenn alles nur grau erscheint. Gespannt bin ich, wie wir den Passübergang vom Kosovo nach Montenegro bewältigen werden, wird dort noch Schnee liegen? Ist der Pass überhaupt fahrbar im April auf fast 1800 m.ü.M.? Lassen wir uns überraschen von dieser Tour und hoffen, dass wir unbeschadet und mit vielen schönen Eindrücken zurückkehren werden.
24.04.2015 Pristina (nähe Flughafen) - Rozaje (MNE) 125 km
Gestern Abend kamen wir per Flugzeug in Pristina an. Die ca. 2 km lange Fahrt auf der Flughafenstrasse war insofern spannend, weil es ohne Strassenbeleuchtung stockfinster war und der Strassenverlauf nur erschwert erkennbar war. Erst die Hauptstrasse war dann wieder normal beleuchtet. Das Hotel war nur wenige km vom Flughafen entfernt. Der jüngere Mann an der Reception wusste zwar nichts von unserer Buchung, dafür konnte ihm Joel den Wunsch eines Fotos zusammen mit dem Liegerad erfüllen. Das Abendessen schmeckte dann vorzüglich und war erst noch sehr günstig (1,75Liter Wasser, 1 Rumpsteak, Poulet-Curry, 2x Salat für 18 Euro...!)
So starteten wir heute Morgen um 08.00 Uhr auf ca. 600 m.ü.M. bei bedecktem Himmel und ca. 13 Grad zur Tour, um (nochmals) den Kosovo und neu Serbien zu entdecken. Wir entschieden uns vorweg die direkte Route auf der Hauptstrasse 9 westwärts zu nehmen, auch wenn diese zunächst noch doppelspurig verlief, denn unser Ziel war es, am Tagesende den Kula-Pass bewältigt sowie Montenegro erreicht zu haben. Auf der mit 100 km/h ausgeschilderten Strasse kamen wir auf dem Pannenstreifen fahrend von Beginn an sehr gut voran und nach ca. 1 Stunde Fahrzeit nahm der Verkehr auch merklich ab und die Strasse wurde wieder einspurig. Praktisch während der ganzen Fahrt westwärts durften wir dabei die schön verschneiten Berge Richtung Albanien & Montenegro bewundern, ansonsten war die Szenerie jedoch eher unspektakulär. Bis Pec fuhren wir durch eine grüne Ebene und fuhren an vielen Tankstellen, Restaurants, sehr vielen kleinen Auto-Werkstätten mit vielen Auto-Wracks / Import-Autos vorbei. Schöne Dörfer entlang dieser Strasse gab es keine. Lebendiges wie ein paar Hunde, einzelne Kühe, Schafe oder Hühner gabs natürlich auch zu sehen. Trotz der landschaftlich wenig berauschenden Fahrt fühlten wir uns auf der Strasse sicher und willkommen. Viele Leute oder Automobilisten winkten und riefen uns zu oder hupten uns wohlgesinnt mit einem Lächeln im Gesicht entgegen. Die Strassen waren durchwegs sehr gut asphaltiert, schade war nur der viele Abfall entlang dieser Strassen. Mit diesen ersten Eindrücken machten wir nördlich von Pec (520 m.ü.M.) , unmittelbar beim Beginn des Passaufstiegs, gegen 12.00 Uhr eine Mittagspause. Danach folgte der mit Spannung erwartete Aufstieg zum Kula Pass, wo fast 1300 Höhenmeter zu bewältigen sind. Bis zum Grenzposten vom Kosovo war der Aufstieg mit max. 9% noch relativ angenehm und ausser ein paar langsam abwärtsfahrenden Holz-Trucks aus Montenegro war der Verkehr überaus gering. Die folgenden 10 km bis zum Zoll von Montenegro hatten es dann aber in sich. Nicht nur die Schneefelder entlang der Strasse nahmen zu, sondern auch die Steigungen, so wurde unser Ergeiz auch mal besiegt und das Fahrrad musste halt gestossen werden. Das Landschaftsbild dagegen wurde je höher je interessanter und wir entdeckten sogar 2 Rehe am gegenüberliegenden Hang. Oefters waren aber auch viele, auch grössere Steine durch Steinschlag auf der Fahrbahn. Die Passhöhe erkannten wir wenn überhaupt höchstens an den Schneemassen, eine Kennzeichnung fehlte gänzlich. So erreichten wir nach einer kurzen Abfahrt den 2.Grenzposten. Bei nun doch grösserer Kälte fuhren wir dann rasant abwärts, wobei es mir persönlich erst wieder Spass machte, als meine Finger in tieferer Lage wieder auftauten... Schade eigentlich, denn die Landschaft hier in Montenegro mit den dichten Tannenwäldern wäre allemal ein Genuss. Acht geben mussten wir jedoch auch auf dieser Seite bezüglich Steinschlägen und Erdrutschen, welche öfters unsere Fahrt behinderten. Die Ortschaft Rozaje (1015 m.ü.M) bzw. das Hotel Aldi westlich der Stadt erreichten wir schliesslich gegen 18.30 Uhr. Während dem Abendessen im Hotel kamen wir dann in den Genuss eines musikalischen Leckerbissens. Etwa 20 (vorwiegend ältere) Männer hatten sich hier versammelt, um irgendetwas oder irgendjemanden zu feiern (Geburtstag...?). Dabei sangen sie immer wieder lautstark aber schön Volkslieder und erzählten dazwischen immer wieder lustige Geschichten, welche wir natürlich nicht verstanden... Ein wirklich tolles Erlebnis! Auch die Kosten waren für uns sehr erfreulich: Hotelübernachtung 30 Euro (inkl. Frühstück) - zum Abendessen 2 grosse Teller mit Fleisch & Gemüse für totel 8 Euro. Nun freuen wir uns auf morgen, wo wir im Verlaufe des Tages Serbien erreichen sollten.
25.04.2015 Rozaje (MNE) - Prijepolje (SRB) 120 km
Die gestern noch spontan beschlossene Routenänderung, neu von Rozaje weiter westwärts über Berane nach Prijepolje zu fahren, hat sich vollends gelohnt. Landschaftlich hat mich Montenegro einmal mehr beeindruckt & trotz der 120 km war die Anstrengung heute eher gering. Ab Rozaje gings zunächst schön angenehm dem Fluss entlang aufwärts und dann hinauf zum Tunnel Lokve auf 1336 m.ü.M. - das wars dann schon mit nennenswerten Aufstiegen für den heutigen Tag. Die Strasse folgte nun nämlich bis Berane dem Bachverlauf abwärts durch ein herrliches, schmales Tal mit schönen Tannenwäldern auf der Seite und verschneiten Bergen vor uns. Ab Berane (675 m.ü.M.) folgten wir dann der wunderschön, breiten Lim (Fluss) nordwärts, wobei die Strasse zwischen beeindruckend hohen Felswänden hindurchführte. Auch nach dem Grenzübergang nach Serbien änderte sich die schöne Landschaft nicht, denn bis nach Prijepolje (450 m.ü.M.) folgten wir weiterhin der schönen Lim. Gegen 16.00 Uhr fanden wir schliesslich das einzige Hotel des Städtchens, wo wir nach einigen Diskussionen und hin & her über den Preis, Frühstück inbegriffen oder doch nicht, wo dürfen wir das Fahrrad abstellen etc. doch noch eine Lösung / Bleibe fanden und für 35 Euro in diesem Appartment-Hotel übernachten konnten. Gut möglich, dass der Ursprung der Diskussion darin lag, dass am heutigen Samstag in diesem Hotel im Saal direkt unter uns eine Hochzeitsfeier stattfinden wird... Bereits ab 17.00 Uhr gaben die Musiker jedenfalls Vollgas... Den Abend verbrachten wir entsprechend ausserhalb des Hotels mitten im Städtchen, genossen für ca. CHF 8.00 2 Pizzas & 2 Getränke oder zum Dessert am Strassenrand 4 (kleinere) Kugeln Glace für umgerechnet CHF 1.20 (also CHF 0.30 pro Kugel..). Hier erleben wir erstmals, dass abends jung und alt noch unterwegs sind (etliche im Trainer, jung/alt/Mann/Frau/Kinder), das schöne Wetter geniessen, auf dem Sportplatz spielen junge Leute Volleyball, Basketball, wir sehen Leute Inline Skaten oder Mountain-Bike fahren; es herrscht eine wirklich gemütliche Atmosphäre hier. Um 21.20 Uhr sind wir dann wieder im Hotel und erleben für kurze Zeit einen Mix aus lauter Musik der Hochzeitsgesellschaft unter uns sowie des Muezzins von der Moschee in der Nähe. Trotzdem konnnten wir schliesslich gut einschlafen.
26.04.2015 Prijepolje - Bajina Basta 125 km
Die 3.Etappe dieser Tour war hügelig, aber landschaftlich reizvoll. Nur ganz kurz gings heute noch flussabwärts der Lim entlang, dann folgte bei kühlen Morgentemperaturen und erneut Sonnenschein der moderate Aufstieg mit immer wieder kurzen, ebenen Abschnitten nach Nova Varos (953 m.ü.M.). Es folgte eine kurze Abfahrt, vorbei am schönen Stausee (Zlatarsko jezero) und bei wenig sonntäglichem Verkehr folgten wir der Strasse nordwärts und hatten dabei immer wieder Aufstiege und Abfahrten um 6% - 7% zu bewältigen. Erst kurz vor der touristisch belebten Kleinstadt Zlatibor auf ca. 1250 m.ü.M. erreichten wir eine sehr schöne Hochebene. Es folgte erneut eine tolle Abfahrt , dann steuerten wir langsam mit hungrigem Magen westwärts Richtung Kremna zu. Gegen 13.15 Uhr bzw. 85 km und zig Höhenmetern in den Beinen fanden wir dann endlich ein Restaurant um unsere Energiereserven aufzufüllen und den weiteren Routenverlauf von heute zu besprechen. Wir hatten uns entschieden, heute noch bis Banjina Basta zu fahren, freuten uns aufs Essen bis die Teller vor uns lagen - oh nein - 3 (!) riesige Schnitzel und wenig Beilage und bei Joel waren es ebenfalls 3 (!) riesige Fleischrollen - natürlich ebenfalls mit wenig Beilage. Trotz Liebe zum Fleisch, daran hatte ich zu nagen.... Mit einem Magen voll Fleisch folgte dann ein weiterer, kleiner Aufstieg und wir erreichten das überraschend schön in einem Talkessel gelegene Kremna (822 m.ü.M.). Auf dieser Route heute erlebten wir erstmals mehrere Motorradfahrer und Wohnmobilfahrer, welche wie wir die landschaftlichen Highlights hier im Westen Serbiens mit dem Zlatibor Zlatibor-Gebiet & dem Tara Nationalpark erleben wollten. Ab Kremna folgte dann nochmals ein ca. 7 km langer, knackiger Aufstieg hinein in den Tara Nationalpark (ca. 1100 m.ü.M.). Hier fuhren wir durch schöne Wälder und erlebten auf der Abfahrt hinunter nach Bajina Basta auf 290 m.ü.M. nochmals eine herrliche Abfahrt mit hohem Spassfaktor und wunderschöne Ausblicke auf die hügelige Umgebung des Städtchens und der Drina (Fluss). Unten angekommen spürten wir sofort die deutlich milderen Temperaturen und auch die Vegetation war hier merklich fortgeschrittener als in den Gegenden der letzten Tage. Etwas ausserhalb der Stadt, dafür direkt wunderbar an der Drina gelegen, übernachten wir in einer Pension für 22 Euro inkl. Frühstück. Das Besitzer-Ehepaar lebte früher in der Schweiz, wodurch wir uns mal wieder länger in Deutsch unterhalten konnten. Mit der heutigen Etappe haben wir die Hügel Serbiens hinter uns gelassen, ab nun sollte es bis nach Belgrad etwas lockerer werden. Sind wir mal gespannt...
27.04.2015 Bajina Basta - Mali Zvornik 90 km
Zu unserer grossen Freude hielt das gute Wetter auch (unerwartet) heute noch an. Beim Frühstück kamen wir noch mit der ehemals in der Schweiz wohnhaften Besitzerin ins Gespräch. Auf meine Frage, weshalb man ausserhalb der Schweiz, also auch in Serbien, keinen Butterzopf anbietet bzw. kaufen kann, antwortet sie mir zwar nicht direkt darauf, erzählt aber, dass sie bei ihrer Rückkehr nach Serbien versucht hätten, ein paar Schweizer Menüs sowie Laugenbrot in ihrem Restaurant anzubieten. Doch die Leute hätten kein Interesse daran gehabt es zu probieren, weshalb sie das "Schweizer Sortiment" wieder aus ihrem Angebot entfernt habe. So starteten wir nach dem Frühstück gegen 09.00 Uhr zur nächsten Etappe. Diese führte uns heute gemütlich entlang der Drina, wobei der Fluss die natürliche Grenze zu Bosnien darstellt. Mit der Zeit wurden die direkten Fluss-Blicke seltener und die asphaltierte Strasse löchriger, dafür erhielten wir Einblicke in viele kleine Dörfer, z.B. entdeckten wir, dass die Gräber / Grabsteine häufig in den Gärten oder eigenen Feldern angelegt werden. Die hier vorwiegend als Kleinbauern tätigen Menschen beobachteten wir beim pflügen, bearbeiten und bepflanzen ihrer Felder & Aecker. Die Scheunen & Höfe waren sehr oft in brüchigem Zustand, wir sahen aber auch neuere, schöne Häuser mit kleinen Spielplätzen im Garten. Tiere waren primär Hühner, Schafe, Hunde (und 2 tote Katzen) zu sehen. Auf der ganzen Route über 90 km bis Zvornik gab es ein paar kleinere Lebensmittelläden und wenige Restaurants, in den Restaurants gab es jedoch nichts zu Essen. Wir passierten zudem einen grösseren Steinbruch, wo ein Förderband direkt über unsere Köpfe (über die Strasse) verlief. Dabei winkten uns freudig von hoch oben vom Steinbruch einige (ungesicherten) Männer hinunter - was für ein abenteuerlicher Anblick... Mangels Ess-Angebot in den Restaurants setzten wir uns dann schliesslich zum Mittagessen an die Drina und genossen bei Sonnenschein noch ein paar übrige Snäcks und Früchte aus den Velotaschen. Bis nach Mali Zvornik (146 m.ü.M.) blieb die Route eben (und löchrig), so dass wir bereits gegen 15.00 Uhr im Hotel eingecheckt hatten. Wir waren froh, hier überhaupt ein Hotel zu finden, ansonsten hätten wir es wohl im gegenüberliegenden Ufer im bosnischen Zvornik versucht. So aber erübrigte sich dies und für 35 Euro hatten wir unser Zimmer. Am Abend bummelten wir noch etwas durch das Städtchen und liessen den Tag so ausklingen.
28.04.2015 Mali Zvornik - Sabac 85 km
Zur zweitletzten Etappe starteten wir aufgrund der geringen Distanz bis Sabac erst gegen 08.45 Uhr, trotzdem erreichten wir die Stadt bereits gegen Mittag um 12.15 Uhr. Die ganze Route heute war einfach nur flach.Bis Loznica gings auf weiterhin schlechtem, löchrigem Asphalt entlang der Drina, direkten Blickkontakt zum Fluss hatten wir jedoch nur wenig. Dafür war die bewaldete Hügellandschaft zur Rechten recht schön. Ostwärts Richtung Sabac fuhren wir zunächst noch entlang von Ackerfeldern & Wiesen (wieder entdeckten wir 2 tote Hunde & 2 tote Katzen am Strassenrand), dann jedoch wurden die Häuserlosen Distanzen immer kleiner. Auffallend war auch, dass die Häuser entlang der Strasse alle mit einem Zaun umgeben waren und sehr viele Leute waren gerade dabei, ihren Rasen im Garten oder vor dem Haus zu mähen - ob wohl Regen bevorsteht..? Die Häuser waren weiterhin in sehr unterschiedlichem Zustand, der Strassenbelag nun jedoch deutlich besser als noch entlang der Drina. Die Menschen schienen jedoch weiterhin Freude an uns zu haben und winkten oder riefen uns regelmässig zu. In Sabac angekommen, erfreuten wir uns an einer (unerwartet) schönen Fussgängerzone. Leider aber gibt es aktuell nur 1 Hotel im Zentrum von Sabac und dieses wirkt mega luxuriös. Auch wenn 77 Euro/Zimmer verhältnismässig zur Schweiz noch immer günstig ist, fühlten wir uns in diesem zelebrierten Luxus wenig wohl. Trotzdem waren wir natürlich froh, immerhin ein Hotel gefunden zu haben. Morgen nun folgt bereits die letzte Etappe dieser Tour.
29.04.2015 Sabac - Belgrad 105 km
Am heutigen Tag war es deutlich kälter als bisher, glücklicherweise bliebs aber nach den heftigen Regenfällen der Nacht heute den ganzen Tag trocken. Die Schlussetappe nach Belgrad stand an - ganz im Sinne von "Viele Wege führen nach Rom" - mussten wir uns für einen Weg entscheiden. So entschlossen wir uns, Belgrad eher vom Nord-Westen her anzufahren. Von Sabac fuhren wir also zunächst nordwärts und auf der Suche nach der ausgewählten Nebenstrasse mussten wir schon nach wenigen km feststellen, dass keine unserer Strassenkarten der aktuellen Strassensituation entspricht. Auch eine Nachfrage bei 2 Arbeitern die dank ihrer Schweizer Vergangenheit ebenfalls etwas deutsch sprachen, hinterliess bei uns mehr Fragezeichen als anderes. Sie sagten, dass wir diese Nebenstrasse durch den Wald (welche wir gar nicht gefunden haben) keinesfalls nehmen sollten da dies gefährlich sei; dort würden "dicke Männer" manchmal mit Gewehren herumschiessen - und er erwähnte noch wilde Hunde. Ob nun die Männer jagt auf wilde Hunde machen oder die wilden Hunde einfach ein zusätzliches Risiko sind, das haben wir nicht ganz verstanden. Wir fuhren dann jedoch weiter auf der Suche nach einer geeigneten Strasse ostwärts und schienen den Weg gefunden zu haben. Wir kamen gut vorwärts, überholten eine Schafherde, fragen dann mangels Wegweiser Einheimische nach dem Weg und diese zeigten uns eine Strasse, die durch den Regen der letzten Nacht völlig verschlammt und rutschig war... Wir kämpften uns also im Schritttempo erfolgreich durch den Match bis wir plötzlich vor einem grossen, geschlossenen Tor mit dicken Gittern standen. Dahinter eine Tafel mit der Aufschrift: "Trespassing! Forbidden surveiliance, photographing and filming." Das Risiko, plötzlich in z.B. militärisches oder sonst verbotenes Gebiet einzuringen in einem Land, wo ich die Sprache nicht kann, war uns dann doch etwas zu gross, so kehrten wir auf derselben rutschigen, dreckigen Strasse wieder zurück. Dort sagten uns ändere Leute wieder, wir hätten einfach um das Gittertor herumlaufen sollen, dann wären wir auf dem richtigen Weg gewesen... Im nächsten Dorf trafen wir dann jedoch auf einen Oesterreicher, der einige Monate im Jahr hier in Serbien lebt und uns erzählte, dass hier tatsächlich manchmal Schiessübungen diverser Militäts stattfinden und die Einwohner jeweils per Radio darüber informiert würden... - Nach diesen Umwegen gingen wir dann weniger Routen-Risiken ein, fragten etwas häufiger nach dem Weg und kamen so via den Ortschaften Nikinci - Pecinci - Simanovci doch noch sehr gut nach Belgrad (131 m.ü.M.). Auf dieser letzten Route erlebten wir öfters als vorher wilde Hunde, sehr viele Häuser waren äusserlich in teilweise recht schlechtem Zustand und erstmals waren die Ortsschilder nur noch in kyrillischer Schrift angeschrieben. Am späten Nachmittag erreichten wir dann zunächst die Donau, dann der Zusammenfluss der Sava mit der Donau. Nach kurzer Suche fanden wir dann einen überaus tolle Pension (Zigzag) direkt bei der Altstadt. Unsere Bike-Tour ist nun zu Ende. Nun freuen wir uns noch auf einen freien Tag morgen um Belgrad zu besichtigen.
30.04.2015 Erlebnisse und Eindrücke von eineinhalb Tagen Belgrad
Tja wo soll ich anfangen.. Also meine Erwartungen an Belgrad waren gering, vielleicht eher mit "gespannt, ob mich doch etwas überraschen wird" zu beschreiben. Die Sehenswürdigkeiten waren denn auch eher spärlich, auch wenn wir oft zu Fuss unterwegs waren oder mit dem Touristen-Bus eine Stunde lang die Highlights der Stadt erklärt erhielten. Eher einzigartig ist in Belgrad sicher, dass hier zwei so grosse Flüsse wie die Donau und die Sava zusammenfliessen. Bereits bei der Fahrt hinein nach Belgrad staunten wir, wie viele Boots-Restaurants entlang der Flüsse angelegt hatten. Anscheinend muss hier im Sommer mächtig was los sein. Was mich in diesen bloss eineinhalb Tagen aber zu einem Fan von Belgrad machte, möchte ich unter "Lifestyle" zusammenfassen. Zunächst waren wir schon mal begeistert von unserer Pension "Zigzag", welche einfach einzigartig schön eingerichtet war und an den Wänden Empfehlungen von Restaurants, Cafés, Sehenswürdigkeiten oder auch das Wifi Passwort mit Kreide aufgeschreiben waren. Wir stellten dann aber fest, dass jedes Restaurant oder Café, welches wir betraten, extrem liebevoll & kreativ eingerichtet war. Nichts standardmässiges wie viele Restaurants sonst aussehen, sondern mit vielen Details und vielen kleinen Gegenständen, schöner Wandmalereien, speziellen Lampen (z.B. Laternen, Eimer), antiken Tischen / Möbeln... Das Café vis à vis von uns hatte z.B. Tische rausgestuhlt, wo auf 2 - 3 Tischen eine Nähmaschine drauf war oder das Getränke- und Snackangebot war auf einer alten Schallplatte aufgeschrieben. Auch musikbegeisterte kommen in Belgrad auf ihre Kosten. Vielleicht hatten wir einfach Glück oder es lag daran dass am 01. + 02.Mai in Serbien Feiertag ist, jedenfalls erlebten wir in einer der zwei schönen Fussgängerzonen überall Musiker in den Restaurants, welche die Gäste mit ihrer Musik begeistern wollten. Auch in unserem Restaurant kam plötzlich eine Gruppe aus 5 Personen in den Esssahl. Mit einem Kontrabass, einer Geige, Gitarre, Handörgeli und Gesang (der einzigen Frau) wurden uns einige wirklich schöne Volkslieder präsentiert, ohne danach aufdringlich Geld zu verlangen. Ob das hier wohl jedes Wochenende so ist? Auch die andere, grössere Fussgängerzone der Altstadt mit vielen Läden, vielen kleinen (auch Glace-) Ständen hat uns sehr gut gefallen. Von der Festung aus hat man einen herrlichen Ausblick auf die Mündung Donau / Sava und wer an alten Kriegswaffen interessiert ist kommt auch hier voll auf seine Kosten. Hier kamen wir auch mit einer älteren Frau ins Gespräch, die wie auch viele andere Wladimir Putin T-Shirts im Angebot hatte. Auf Joel's Frage, warum sie diese verkaufe, geriet die Frau ins Schwärmen: "Putin ist cold, strong, thinking, not bla, bla bla. Serbian people love him, i love him..." Generell empfanden wir die Menschen hier als sehr aufgeschlossen und freundlich. Ich würde Belgrad sofort wieder besuchen und einfach in der Altstadt oder den Flüssen spazieren, die Cafés und Restaurants besuchen und einfach etwas "sein", einfach weil es so gemütlich ist.
Route
Unsere Route im Jahr 2015
Datum | Strecke | Distanz | Fahrtag | Nacht |
23.04.2015 | Flug nach Pristina | Hotel | ||
24.04.2015 | Pristina - Rozaje (MNE) | 125 km | 08.00 - 18.30 Uhr | Hotel |
25.04.2015 | Rozaje - Prijepolje (SRB) | 120 km | 08.15 - 16.00 Uhr | Hotel |
26.04.2015 | Prijepolje - Bajina Basta | 125 km | 08.15 - 17.00 Uhr | Pension |
27.04.2015 | Bajina Basta - Mali Zvornik | 90 km | 09.00 - 15.00 Uhr | Hotel |
28.04.2015 | Mali Zvornik - Sabac | 85 km | 08.45 - 12.15 Uhr | Hotel |
29.04.2015 | Sabac - Belgrad | 105 km | 09.15 - 17.15 Uhr | Pension |
30.04.2015 | Ruhetag | |||
01.05.2015 | Belgrad - Airport Belgrad | 20 km | ||
Total | 670 km |
Fotos
Pristina - Belgrad 2015

Von Pristina zunächst 2-spurig, dann einspurig westwärts - im Blickfeld immer die verschneiten Gebirge.
Passübergang von Pec nach Montenegro - im Hintergrund der kosovarische Grenzposten
Route / Aufstieg zwischen den Grenzposten
die Schneemassen nehmen passaufwärts zu...
Auf dem Kula-Pass auf 1795 m.ü.M. dann diese wunderschöne Schneelandschaft
Kurz danach der Grenzposten von Montenegro
Die Passstrasse zeigte öfters Spuren von Steinschlag, hier sogar einen Erdrutsch
Ankunft in Rozaje, Montenegro. Erste Etappe geschafft...
Kurzer Aufstieg zum Tunnel Lokve auf 1336 mü.M.
Umgebung Richtung Berane, Montenegro
es folgte eine wunderschöne Fahrt im Tal des Flusses Lim
Grenzposten Montenegro / Serbien
Auch auf serbischer Seite bliebs entlang der Lim sehr schön
3.Etappe - Aufstieg nach Nova Varos zum "Zlatarsko jezero"
Hügelige, aber schöne Route im Zlatibor Gebirge
Blick auf die schöne Landschaft des Zlatibor
Umgebung vor Kremna
Route von Kremna über den Tara Nationalpark nach Bajina Basta
Aufstieg geschafft! Zeit den Durst zu löschen...
Blick zurück zum Tara Nationalpark
Die Etappe von Bajina Basta nach Mali Zvornik führte durch kleine Dörfer und oft entlang der Drina
Die Drina ist gleichzeitig Landesgrenze - Blick hinüber nach Bosnien
Auf zur 5.Etappe Richtung Sabac
Wir erreichten Sabac am wunderschönen Fluss Sava
Schlussetappe nach Belgrad - es blieb ländlich...
Viele Wege führen nach Belgrad...
Ankunft in Belgrad
hier mündet die Sava in die Donau
Tourende am Flughafen in Belgrad nach 670 km.